[DE] 4. Fachtagung “Tobacco Harm Reduction – Diversifikation der Rauchentwöhnungsstrategien”

Am 13. Oktober fand die 4. Fachtagung zu Tobacco Harm Reduction unter der Leitung von Suchtforscher Prof. Dr. Heino Stöver statt. In diesem Beitrag sind alle Vorträge und Veröffentlichungen gelistet.

Die Vorträge wurden aufgezeichnet und können auf YouTube angesehen werden:

Vorträge auf YouTube

Dazu hat Prof. Stöver ein wissenschaftliches Papier veröffentlicht, “Diversifizierung der Rauchentwöhnungsprogramme – die Rolle der E-Zigarette1, in welchem er die aktuellen Erkenntnisse und Diskussionsbedarf beim Thema E-Zigarette und Rauchstopp behandelt.

Aktuelle Studien und Übersichtsarbeiten deuten darauf hin, dass das Produkt (E-Zigarette) mindestens genauso effektiv helfen kann wie NET. Einzelne Studien weisen sogar eine erhöhte Effektivität der E‑Zigarette bei der Unterstützung eines Rauchausstiegs nach.

Auch wenn in manchen Stellen von Nikotinabstinenz gesprochen wird, so ist es doch die Forderung von Tabakkontrollaktivisten, welche Stöver aus den Studien zitiert. Prof. Stöver selbst schreibt:

Anhand der vorliegenden Forschungsergebnisse muss erneut die Frage gestellt werden, ob man aus gesundheitspolitischen Überlegungen weiterhin direkt eine komplette Nikotinabstinenz erreichen und dabei eine hohe Abbrecherquote riskieren möchte.

Daher sehe ich es etwas differenzierter wie der Autor auf Dampfdruck-Presse, “Wir müssen echt aufpassen!2. Wird das Prinzip der Schadensminimierung richtig angewendet, dann sollte aus meiner Sicht das Ziel der Rauchentwöhnung mittels Umstiegs auf die E-Dampfe sein. Pure Nikotinabstinenz sehe ich auch als utopisch, denn Nikotin in der Dosis wie es in der E-Dampfe genutzt wird ist harmlos, ähnlich zum Koffein im Kaffee. Ebenso gehe ich mit der Aussage mit, dass die E-Zigarette ein Genussmittel ist und kein Medikament.

Des Weiteren ist auch ein neues Buch von Prof. Stöver im Fachhochschulverlag erschienen: “Tobacco Harm Reduction – Neue Rauchentwöhnungsstrategien3.

Begleitend zu der Fachtagung hat Prof. Stöver auch eine Pressemitteilung veröffentlicht “127.000 Tote weniger im Jahr – wissenschaftliches Symposium liefert neue Erkenntnisse zu Möglichkeiten der signifikanten Senkung der Raucherquote in Deutschland4. Darin sind die Kernaussagen der Vortragenden auf der 4. Fachtagung zur E-Dampfe gelistet:

Prof. Dr. Dirk Ziebolz

“Auch die orale Gesundheit wird durch Zigaretten geschädigt. E-Zigaretten und Nikotinpouches sind gegenüber Zigaretten die deutlich risikoreduzierteren Alternativen. Dass macht sich auch umgehend in der Zahngesundheit bemerkbar. Da die Rauchreduktion und der Rauchstopp zu einer wichtigen Aufgabe der zahnmedizinischen Beratung gehören, muss die Aufklärung von Zahnärzten über Tobacco Harm Reduction deutlich verbessert werden.”

Prof. Dr. Berthold U. Wigger

“Ein modernes Tabaksteuerrecht muss unterschiedliche gesundheitliche Risiken verschiedener Nikotinprodukte berücksichtigen. Der steuerliche Rahmen muss die Nutzer motivieren, zu risikoärmeren Produkten zu wechseln. Die aktuelle Verteuerung wirkt da absolut gegenteilig.”

Leon Nussbaumer

“Ich selbst bin mit Hilfe von Nikotinpouches zum Nichtraucher geworden. Es ist völlig unverständlich, warum gerade das Nikotinprodukt, bei dem nicht einmal etwas inhaliert wird, derzeit in Deutschland nicht verkauft werden kann. Als Stimme der Verbraucher fordere ich von der Politik eine geordnete Regulierung dieser tabakfreien Nikotinprodukte.”

Dr. Bernd Werse

“Die Befürchtung einer Epidemie von E-Zigaretten unter Jugendlichen ist völlig unbegründet. Die Nutzung von E-Zigaretten führt laut aktuellen Studien nicht dazu, dass die Konsumenten später zur Tabakzigarette greifen. Die Gatewayhypothese ist damit widerlegt. Ein Kausalzusammenhang zwischen dem Rauchen von E-Zigaretten im Jugendalter und späterem Tabakzigarettenrauchen existiert nach wissenschaftlichem Kenntnisstand nicht.”

Dr. med. Thomas Hering

“Bei sich verschlechternder Lungenkapazität ist die E-Zigarette in aller Konsequenz die gangbare Alternative, wenn für COPD-Patienten ein Rauchausstieg nicht möglich ist. E-Zigaretten sind gegenüber anderen Nikotinersatztherapien deutlich attraktiver für Raucher*innen. Dass muss im Behandlungs- und Beratungsalltag berücksichtigt werden.”

Ph. D. Karl E. Lund

 “Norwegen und Schweden setzen Snus seit Jahren im Kampf gegen tabakindizierte Erkrankungen ein. Meine dringende Empfehlung ist, dafür zu sorgen, dass jeder die Rauchentwöhnungsmethode nutzen kann, die für ihn am besten geeignet ist. Damit ist man erfolgreicher, als reinen Verzicht zu predigen.”

Prof. Dr. med. Martin Storck

 “E-Zigaretten sind, was die Prävalenz von Lungenerkrankungen angeht, deutlich weniger schädlich. Studien sprechen dafür, dass beim Rauchen von Tabakzigaretten das Risiko, an Krebs zu erkranken, mehrere hundert Mal höher ist.”

Univ.-Prof. Dr. Ute Mons

 “Häufig führen Ungenauigkeiten und grobe Fehler in den Studien und Positionspapieren zu einer schlechteren Bewertung von E-Zigaretten, als eigentlich angebracht wäre.”

 

Weiterführende Informationen

Quellen

  1. Stöver, H. Diversifizierung der Rauchentwöhnungsprogramme – die Rolle der E-Zigarette. Bundesgesundheitsbl (2021). https://doi.org/10.1007/s00103-021-03435-5
  2. https://dampfdruck-presse.hu/2021/10/18/wir-muessen-echt-aufpassen/
  3. https://www.fhverlag.de/produkt/tobacco-harm-reduction/
  4. https://www.presseportal.de/pm/136903/5046312

2 Gedanken zu „[DE] 4. Fachtagung “Tobacco Harm Reduction – Diversifikation der Rauchentwöhnungsstrategien”

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert