[DE] Erfahrungsbericht – Untersuchungstag ZI-Studie

Mitte Januar 2021 habe ich über den Studienstart “E-Zigarette und Abhängigkeitspotenzial”  berichtet1. Da das ZI nicht allzu weit weg ist und mich interessiert, wie so etwas abläuft, habe ich mich dazu entschlossen, an der Studie als Proband teilzunehmen.

Hier nun ein kleiner Erfahrungsbericht dazu.

Nach einer E-Mail, in welcher ich mein Interesse an der Studie bekundet habe, wurde zuerst von der Studienleiterin ein telefonisches Interview gemacht, ob ich aus physischen und psychischen Kriterien dazu geeignet bin. Darin wurden neben allgemeinen Sachen wie Alter, Größe und Gewicht auch spezifische Dinge zum E-Dampfproduktekonsum abgefragt:

  • Nikotinkonsum: Tabak- oder E-Dampfprodukte oder beides (Dual Use)
  • Wie häufig?
  • Wie viel ml Liquid/Tag?
  • Mit oder ohne Nikotin?
  • Wenn mit Nikotin, welche Nikotinstärke?
  • Bevorzugtes Aroma?
  • Verhältnis von PG/VG im Liquid?
  • Aktuell genutzter Verdampfer, Akkuträger?

Weiter wurde auch der Konsum zu anderen Substanzen wie Alkohol, Medikamenten oder Drogen abgefragt.

Am Tag der Untersuchung gab es nochmals eine Besprechung und Aufklärung sowie einiges an Papierkram bzgl. DSVGO. Anschließend ging es dann los.
Zu viele Details darf ich nicht beschreiben, da die Studie noch am Laufen ist, um zu verhindern, dass sich mögliche Probanden darauf vorbereiten und ggf. dadurch das Ergebnis verfälscht wird.

Gestartet wurde mit einem CO-Test um zu überprüfen, welchen Rauchstatus der Proband hat, einen Urin-Drogentest, sowie eine Speichelprobe zur Feststellung des Cotininspiegels, dass Stoffwechselprodukt von Nikotin.

Danach wurden diverse Tests am Computer gemacht. U.a. der Fragebogen nach Karl Fagerström für Tabaksucht. Dieser wurde auch übersetzt mit den gleichen Fragen in Bezug auf die E-Zigarette. Das fand ich persönlich irritierend. Auf Nachfrage wurde erklärt, dass dies damit zusammenhängt, dass man die “gleichen” Fragen bei Raucher wie auch bei “Exklusiv-Dampfer” oder “Dual-User” stellen möchte, um Unterschiede herausfinden zu können.

Danach mussten noch zwei “Spiele” durchgeführt werden in welchem die E-Dampfe eine Rolle spielte, da ich als “Exklusiv-Dampfer” eingestuft wurde. Deren Ergebnis wird vermutlich in die neuropsychologische Auswertung eingehen.

In der ca. 1-stündigen Untersuchung im MRT wird ein Eye-Tracker aufgesetzt, um die Augenreaktionen aufzuzeichnen, sowie um die Aufgaben lesen zu können. Zusätzlich bekam man eine Art “Tastatur” mit drei Knöpfen in die Hand um entsprechend bei den Aufgaben zu reagieren. Dies war recht anstrengend, denn trotz Ohrenstöpseln macht so ein MRT eine ziemliche Geräuschkulisse und für die Aufgaben war volle Konzentration gefordert. U.a. wurde untersucht wie sich verschiedene Bilder auf ein mögliches Verlangen des Konsumenten auswirken, ich würde das hier Suchtdruck nennen. Auf Nachfrage meinerseits, ob man direkt am MRT sehen kann, wie mein Gehirn auf die Bilder reagiert, kam leider die enttäuschende Antwort, dass dies nicht direkt möglich ist, sondern erst im Vergleich mit den Resultaten anderer Probanden. Da bin ich wohl den optischen Effekten mancher Doku im TV auf den Leim gegangen 😉 .
Nach der einstündigen MRT-Session war die Untersuchung von insgesamt vier Stunden Dauer zu Ende.

Am nächsten Tag gab es nochmals eine kleine Untersuchung ca. 30min: zuerst wieder eine CO-Messung sowie eine Speichelprobe bzgl. Cotininspiegels und ein Fragebogen zum anklicken in Bezug auf den E-Zigarettenkonsum. Das war es dann für mich.

Fazit

Eines hat sich für mich jedenfalls bestätigt: Die vier Stunden Untersuchungszeit konnte ich problemlos ohne jegliche “Dampferpause”, quasi ohne Suchtdruck, am Stück durchziehen. Das wäre früher als Raucher sehr anstrengend, wenn nicht sogar unmöglich gewesen.

Wie auch in der Studienbeschreibung steht beschäftigt sich diese Studie ausdrücklich mit den neurobiologischen und neuropsychologischen Effekte der Nutzung der E-Zigarette. Es wird hier geschaut, wie sich der Umstieg vom Rauchen auf das Dampfen im Gehirn auf das Belohnungssystem auswirkt. Ist es ähnlich wie bei einem trockenen Alkoholiker, welcher im Laden die Schnapsflaschen sieht? Sprich, reagiert das Gehirn auf Tabakzigaretten Bilder immer noch positiv? Wie wirken sich Bilder rauchender/dampfender Menschen aus etc.? Dies sind Reaktionen, die sich unbewusst im Gehirn abspielen.

Die besten Probanden für solch eine Studie wären natürlich Niemals-Raucher, welche nur Dampfen oder Niemals-Raucher-Niemals-Dampfer welche man für die Studie eine E-Dampfe in die Hand drückt. Diese sind zum einen äußerst rar und zum anderen wie ich von der Studienleitung erfahren habe, ist solch eine Rekrutierung “ethisch” nicht vertretbar. Irgendwie schade, denn nur so könnte man herausfinden, ob die E-Dampfe ein Abhängigkeitspotential hat. Die Abhängigkeit ist ein äußerst vielschichtiges Thema in welchem viele Aspekte eine Rolle spielen, nicht nur – wie viele Leute einfach unterstellen – Nikotin, sondern auch physische und psychische Einflussfaktoren.

Wie ich im persönlichen Gespräch festgestellt habe sind die Durchführenden der Studie recht gut zur E-Dampfe informiert und bewerten die E-Zigarette auch nicht als etwas Negatives (das war meine Befürchtung), sondern sehen darin ebenfalls eine gute Chance für Raucher mit Hilfe der E-Dampfe einen Rauchstopp zu erreichen. 

Mit Studienergebnissen ist wohl erst frühestens in zwei bis drei Jahren zu rechnen. Eine lange Zeit, in welcher politisch viel passieren kann, siehe TabStMoG. Jedenfalls habe ich mich eintragen lassen, um informiert zu werden, sobald etwas veröffentlicht wird.

Quellen

  1. https://ch-lippmann.de/blog/dampffreiheit/2021/01/de-zi-studienstart-e-zigarette-und-abhaengigkeitspotenzial/

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