[DE] DKFZ – Utopia „Tabakfreies Deutschland“

Deutschland soll rauchfrei werden. Das ist ein absolut begrüßenswertes Ziel, was auch meine volle Unterstützung erfährt! Insbesondere Jugendliche mögen erst gar nicht damit anfangen.

Doch wie kommt man dahin? Nur mit Verbot? Und strengster Regulierung? Ganz sicher nicht – den leidvollen Weg haben andere, auch mit anderen Substanzen längst verworfen.

So wiederholen sich auch dieses Jahr zum Weltnichtrauchertag die lauten Rufe der Mahner aus der Tabakkontrolle. Nur diesmal synchroner abgestimmt und ganz sicher auch deswegen in unüberhörbarer Lautheit wie noch nie zuvor. Denn es scheint aufgrund allein des Pegels noch irgendwas extra zu gewinnen. Ja, hier winkt die Tabaksteuerreform und anscheinend will man sich auch in erster Reihe positionieren, um für künftige Finanzierungen eigener Arbeit ein möglichst großes Stück der Torte zu erheischen. Wir werden momentan beglückt mit einer schier unendlichen Zahl von Forderungen. Die aber alle im Grundsatz eines vermissen lassen: den Raucher selbst. Denn der kommt nur am Rande vor, doch im Kern geht es nur um ihn.

Wer hier überhaupt  etwas erreichen will, sollte sich im Klaren sein, dass nur dann seine Strategie zum Erfolg führt, wenn er primär etwas gibt. Als Alternative anbietet. Was dann aber auch akzeptabel ist und als hilfreich angenommen werden kann. 

An solchem Ansatz komplett vorbei gehen die ausgeteilten Forderungspapiere allesamt:

Nachdem die WHO zum Weltnichtrauchertag 1 vorgelegt hat, die DGP in Deutschland vorangegangen ist 2, hat nun auch die Tabakkontrolle im DKFZ ihre Bombe platzen lassen.

Mit großem Tamtam wurde das Strategiepapier „Tabakfreies Deutschland 2040 – keine Utopie3 am 27.05.2021 veröffentlicht, mit dem Ziel:

Vollständig tabakfreie Lebenswelten schaffen ein Umfeld, in dem das Nichtrauchen leichtfällt.

und ganz wichtig:

Da auch Tabakerhitzer und E-Zigaretten Gesundheitsrisiken bergen, müssen für sie dieselben Regelungen gelten.

Gezeichnet ist das Dokument von sage und schreibe 50 Nicht-Regierungs-Organisationen, welche sich angeblich für die Gesundheit der Menschen einsetzen, allen voran die Deutsche Krebshilfe und das Aktionsbündnis Nichtrauchen e.V. (ABNR).

Dies wäre natürlich nur mit einem Riesenaufwand an Steuergeldern und massiven Repressalien gegen Raucher (und Dampfer) zu schaffen. Wobei beides aus fiskalischer Sicht sicher ausbleiben dürfte. Denn – im Gegensatz zu Olaf Scholz ausgewiesener Neuschuldenaufnahme von rd. 260Mrd € – rechnet der Bundesrechnungshof bereits jetzt mit über 650Mrd €, für die bisher die Gegenfinanzierung komplett fehlt. Geld vom Staat wird es trotz allen Geschrei daher kaum dafür geben. Im Gegenteil. Die moderate Mehrung der Tabaksteuer ist verplant und bei Zuwendungen an Stiftungen, Vereine und NGO’s dürfte nach Corona sogut wie alles auf den Prüfstein kommen.

Vorauseilend empfiehlt das federführende DKFZ schon gleich einmal generell: “[…] müssen sie nach dem Vorsorgeprinzip reguliert werden.” Damit installiert es sich – wie auch die anderen Mitstreiter diese Papiers – als das, was es wahrgenommen werden will: als Nanny, als strikter Regulierer und als Bevormunder, der sich selbst überhöhend über jede freie Entscheidung des Bürgers erhebt und diesen zu maßregeln gedenkt. Eigene Wohlfühlzonen und Anschauungen werden zwangsweise der gesamten Bevölkerung übergestülpt. Kennt man. Irgendwoher 4.

(Die Floskel taucht übrigens vice versa in allen Papieren gleichzeitig auf)

So sieht das Strategiepapier im Detail 5 10 Punkte zur Erreichung eines „Tabakfreien“ Deutschlandes vor:

1) Die Tabaksteuern jedes Jahr deutlich erhöhen

Nicht nur, dass die Tabaksteuer massiv über Jahre hinweg erhöht werden soll, nein, das DKFZ fordert die komplette Gleichstellung der E-Zigarette, egal ob mit oder ohne Nikotin, mit der Tabakzigarette inkl. Besteuerung! An dieser Stelle wird der Fakt ignoriert, dass eine höhere Tabaksteuer nicht zu weniger Rauchern führt, siehe Beispiel Australien 6, des Weiteren wird dies auch im Bereich der E-Dampfprodukte unweigerlich zu einem Schwarzmarkt führen inkl. Kriminalisierung der Konsumenten, dies befürchtet auch der GdP Zoll 7 und zu guter Letzt den Absatzmarkt der Tabakprodukte schützen 8.

2) Rauchende beim Rauchstopp unterstützen und Kostenübernahme der Behandlung der Tabakabhängigkeit gewährleisten

Wieder der Schrei nach Geldern der Versichertengemeinschaft von den Krankenkassen, um einen kontinuierlichen Geldfluss Richtung Verordner und Pharma zu garantieren. Weiter soll auch der Konsum von E-Dampfprodukten und Tabakerhitzern als Suchterkrankung anerkannt, klassifiziert sowie registriert, und dementsprechend der Konsument einer Behandlung unterzogen werden!

Bei einem der Akteure geht das sogar soweit, Raucher stationär klinisch mit Pharmaka therapieren zu wollen! (Vizhum, Vivantes Berlin) 9.

Jetzt, wo Coronabedingt schon alle erdenklichen Schranken eingerissen wurden, scheint ein solcher Vorstoß Richtung medizinischer Zwangsbehandlung offenbar gelegen.

Da frage ich mich, zu was das nütze sein soll. In Liquids ist das gleiche Nikotin, wie in NETs (Nikotinersatztherapie), welches dort als unschädlich und nicht suchterzeugend gilt!10. Weshalb also sollte ich mich zwangsentwöhnen lassen? Nikotin alleine schadet nicht, es sind die Verbrennungsstoffe im Tabakrauch und laut Einschätzung des RCP UK nicht schädlicher als Kaffee 11.

3) Werbung für Tabak und verwandte Produkte vollständig verbieten und standardisierte Verpackungen einführen

Hier sollte eigentlich bekannt sein, dass für Tabak- als auch für E-Dampfprodukte ein Werbeverbot schon gesetzlich geregelt wurde 12. Würde man das Prinzip der Tabakschadensminimierung ernst meinen, dann ist es sicherlich auch möglich Werbung für E-Dampfprodukte so zu gestalten, dass sie Raucher zum Umsteigen bewegen und Jugendliche nicht darauf anspringen.

Eine Einheitsverpackung wird allenfalls nur einige wenige abschrecken, dies hat in Australien auch schon nicht funktioniert.

4) Die Verfügbarkeit von Tabak und verwandten Produkten deutlich reduzieren

Uh, hier sollen also Tabak- und E-Dampfprodukte in die Schmuddelecke verbannt werden. Erwachsene Menschen werden gegängelt. Gefordert wird demnach ein Modell ähnlich wie in Österreich die Trafiken, wo quasi monopolisiert extra eigene Geschäfte für die Produkte einzurichten sind.

5) Wirksam vor Passivrauchen schützen und vollständig tabakfreie Lebenswelten schaffen

Die E-Zigarette soll den Wünschen des DKFZ nach ebenfalls in Nichtraucherschutzgesetze übernommen werden und das, obwohl es überhaupt kein „Passivdampfen“ in dem Sinne gibt bzw. dies nicht schädlich für Dritte ist. Gleichzeitig soll das Rauchen vor Gebäuden und am besten in Mehrfamilienhäuser verboten bzw. „rauchfreie“ Mehrfamilienhäuser gefördert werden. Auch in Justizanstalten soll das Rauchen verboten werden. Die Übergriffigkeit in das Privatleben der Menschen wird immer größer und scheint sich bei einigen Akteuren mittlerweile als pathologischer Zwang zu äussern.

6) Kinderrechte in Bezug auf Tabak konsequent umsetzen und den Jugendschutz verbessern

In Deutschland existiert das JuSchG 13, in dem ganz klar geregelt ist, dass ein Verkauf von Tabak- oder E-Dampfprodukte an Minderjährige verboten ist. Der Handel – zumindest im Segment der E-Produkte  – hält sich nahezu vorbildlich daran. Die Quellen, aus denen Jugendliche ihre Probiergerätschaften beziehen, dürften allesamt im Bereich der ‘Peers’ anzusiedeln sein. Hier täte eine Erhebung dringend Not, um diese Wege herauszufinden. Weitere Regulierung in dem Segment erscheint angesichts des jugendlichen Einfallsreichtums mehr als fragwürdig. Sollten in der Tat noch Händler gegen Auflagen verstoßen, wäre der Gesetzgeber gefordert, personell aufzustocken und effektiver zu kontrollieren, das aber kostet wiederum Personal und Geld.

7) Regelmäßige Kampagnen durchführen, um über Risiken des Tabakgebrauchs aufzuklären,zur Entwöhnung zu motivieren und Tabakfreiheit zur Norm zu machen

Auch hier der Ruf nach mehr Geld, die aktuell 2,9 Millionen Euro reichen nicht, um Kampagnen gegen das Rauchen aber auch gegen das Dampfen fahren zu können. Das Geld wäre sinnvoller angelegt, wenn Raucher zum Umstieg auf sicherere Nikotinalternativen aufgeklärt werden würden.

8) Im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit Initiativen zur Tabakkontrolle sowie Alternativen zum Tabakanbau unterstützen

Hier geht es ebenfalls um das Einsammeln von Steuergeldern um Tabakbauern Alternativen zu bieten. Hmm, dabei benötigt Big-Pharma doch ebenfalls das Nikotinextrakt aus der Tabakpflanze für ihre NETs. Klingt für mich absurd.

9) Politische Entscheidungen wirksam vor der Beeinflussung durch Hersteller von Tabakerzeugnissen und verwandten Produkten sowie deren Organisationen schützen

Lobbyismus sollte von der Regierung immer fern bleiben – zumindest aber da, wo er stattfindet deutlich und transparent veröffentlicht werden => auch Lobbyismus durch NGOs und Big-Pharma! Die sind beileibe nicht nur die „Guten“. Legt man dieses Postulat – allerdings unter Ausklammerung der Tabakhersteller – als allgemein um, könnte ¾ der EU, deren Kommissionen, aber vermutlich auch die halbe deutsche Regierung zurücktreten.

Nicht nur Lobbyismus, vielmehr auch Korruption – da sei nur an den aktuellen Korruptionsskandal um Frau Stella Kyriakides erinnert, wobei 4 Millionen € auf dem Konto ihres Mannes landeten und im Zusammenhang mit der Impfstoffbeschaffung stehen 14, 15!

10) Die Maßnahmen regelmäßig überprüfen, anpassen und weiterentwickeln

Zum Schluss werden sogar Ziele herausgegeben, wie der Stand beim Konsum von Tabak- und E-Dampfprodukte innerhalb der Bevölkerung gemessen werden und welches Level dabei erreicht werden soll:

Erwachsene: 2025 – 17%, 2030 – 13%, 2035 – 8%, 2040 < 5%

Jugendliche: 2025 – 5%, 2030 – 3%, 2035 – 2%, 2040 < 2%

Klingt jetzt nicht rauchfrei aber ist ja eh Utopie.

In dem Strategiepapier darf in der Einleitung auch nicht der Unsinn fehlen, dass E-Dampfen voll gefährlich ist, Stichwort Formaldehyd, und das die Kiiinder ™ von der überall sichtbaren Werbung (frage mich nur wo) davon angefixt und Nikotinjunkies werden. Kein Wort davon, dass seit Einführung der E-Dampfe die Raucherzahlen, auch unter Jugendlichen gesunken ist bzw. dass laut DEBRA Studie Jugendliche so gut wie gar nicht an E-Dampfprodukten interessiert sind.

Alles in allem lässt dieses Papier einen sprachlos zurück. Es schaudert mich, wie hier alle wissenschaftliche Erkenntnisse rund um die E-Zigarette, Rauchstopp und Gesundheit weggewischt werden. 

Sollten die ganzen Bemühungen zur Etablierung der Harm Reduction, zu der sich übrigens auch einige der Autoren zuvor selber deutlich ausgesprochen haben, wirklich umsonst gewesen sein? Sind diese NGOs mithilfe der Pharmaindustrie wirklich so mächtig, dass sie ihre im Kern zutiefst misanthropen ideologisch verbrämten Vorstellungen durchsetzen können?

Eines ist definitiv klar: Es geht nicht um Pragmatismus bei dem Thema Tabakprävention, sondern um Macht und sehr viel Geld, am wenigsten aber geht es um die Gesundheit der Menschen! Besonders der der Raucher.

Ob solche ambitionierten Vorhaben greifen und das eigentlich nur sekundäre Ziel, die Zahl der Rauchtoten zu senken, bleibt fraglich. Das primäre jedenfalls ist, in einer komfortablen Nichtraucherwelt und Umgebung leben zu wollen.

Was sich aber jetzt schon klar abzeichnet, ist, dass der Markt für E-Produkte solche drakonische Überregulierung nicht überstehen wird. Die Eiferer werden sich genüsslich daran delektieren und sogar glauben, sie hätten damit ein gutes Werk vollbracht. Dass sie damit gleichzeitig weit über 10.000 Beschäftigte und deren Familien mit Kindern um die Existenzgrundlage bringen, berechtigt sehr wohl dazu, sie fortan als misanthrope Sadisten zu brandmarken. Das sollte ihnen zeitlebens zum Vorwurf gemacht werden, denn bisher haben sie sich um derartige Folgen ihres Tuns einen Dreck gekümmert.

 

Weiterführende Informationen

Quellen

  1. https://ch-lippmann.de/blog/dampffreiheit/2021/05/us-weltnichtrauchertag-who-leugnet-potential-der-e-zigarette/
  2. https://threadreaderapp.com/thread/1397882237023105025.html
  3. https://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2021/dkfz-pm-21-31-Tabakfreies-Deutschland-2040-keine-Utopie.php
  4. https://www.novo-argumente.com/thema/paternalismus
  5. https://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/sonstVeroeffentlichungen/2021_Strategie-fuer-ein-tabakfreies-Deutschland-2040_dp.pdf
  6. https://ch-lippmann.de/blog/dampffreiheit/2020/01/au-tabaksteuer-sinnbild-der-unmenschlichkeit/
  7. https://www.gdp.de/gdp/gdpbupo.nsf/id/DG_13_BZGZoll_Neues-Tabaksteuerrecht-wird-Startup-fuer-Kriminelle?open&ccm=100060
  8. https://ch-lippmann.de/blog/dampffreiheit/2020/02/us-studie-steuer-auf-e-dampfprodukte-foerdert-verkauf-von-tabakzigaretten/
  9. https://www.spiegel.de/gesundheit/rauchen-und-nikotinsucht-die-tabakindustrie-hat-jahrelang-auch-vor-gericht-frech-gelogen-a-8800e94c-acb7-4e85-b4bc-d8e227b15bf5
  10. (S. 522 ff) Haustein, Groneberg: „Tabakabhängigkeit“, Springer, 2. Aufl. 2008, ISBN 978-3-540-73308-9; DOI: 10.1007/978-3-540-73309-6
  11. https://www.rcplondon.ac.uk/projects/outputs/nicotine-without-smoke-tobacco-harm-reduction
  12. https://ch-lippmann.de/blog/dampffreiheit/2020/09/de-bundesrat-tabak-und-e-zigaretten-werbeverbot/
  13. https://www.gesetze-im-internet.de/juschg/__10.html
  14. https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/511798/EU-Impfkommissarin-Kyriakides-steht-unter-Korruptionsverdacht
  15. https://daserste.ndr.de/panorama/aktuell/Ehemann-von-EU-Impf-Kommissarin-Kyriakides-unter-Korruptionsverdacht,kyriakides100.html

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