Der Tagesspiegel hat einen Standpunkt des deutschen Suchtforschers Prof. Dr. Heino Stöver veröffentlicht. Prof. Dr. Stöver ist einer der wenigen Forscher, welche hierzulande sich zum Prinzip der Tabakschadensminimierung öffentlich bekennen und immer wieder auch die Politik auffordert diese endlich umzusetzen.
In dem Beitrag, „Deutschland bleibt hinter progressiven Ankündigungen zurück“ 1, fordert Prof. Stöver einen Richtungswechsel in der Drogen- und Suchtpolitik. Schwerpunkt dieses Beitrags ist das Rauchen.
Bisher ist das offizielle Narrativ, die Menschen sollen mit dem Rauchen aufhören, entweder mittels kaltem Entzug oder mit Hilfsmittel von Big-Pharma. Der Zwang erfolgt parallel durch immer weiter steigende Tabaksteuer, sowie Rauchverbote. Wie gut das bisher funktioniert sieht man ja.
Prof. Stöver schreibt, dass die Rauchprävalenz durch Corona (Anm. d. Autors: eher die Corona Maßnahmen), von relativ stabilen 25% in den letzten drei Jahren auf über 35% gestiegen ist. Gleichzeitig will die Politik bis 2030 die Rauchprävalenz auf 19% und bis 2040 auf 5% senken.
Dieses ambitionierte Ziel ist laut Stöver nur mit einem Paradigmenwechsel zu erreichen.
Bisherige Maßnahmen […] müssen durch moderne Maßnahmen, die ihren Ursprung im allseits anerkannten Substitutionsgedanken haben, ergänzt werden. Den „Harm Reduction“-Ansatz in der deutschen Politik anzuerkennen, ist überfällig. Man trennt die Behandlung des Tabakkonsums vom Nikotinkonsum und priorisiert die Therapie des gesundheitlich deutlich bedenklicherem, nämlich des Verbrennens von Tabak beim Rauchen.
Es gibt aktuell verschiedene Formen des Nikotinkonsums abseits der Big-Pharma Produkte wie Nikotinpflaster, -Kaugummis und -Sprays, ohne die Tabakverbrennung zu nutzen: E-Dampfprodukte, Tabakerhitzer oder Nikotinbeutel.
Diese sind schadensminimierend und mind. doppelt so effektiv zur Erreichung des Rauchstopps als herkömmliche Nikotinersatzprodukte.
Prof. Stöver macht darauf aufmerksam, dass Schweden mittels Snus (welches im Rest der EU verboten ist) die niedrigste Raucherquote innerhalb der EU hat. Großbritannien setzt auf Aufklärung zu E-Dampfprodukte und motiviert zum Umstieg. Dadurch ist die Raucherquote um über die Hälfte auf 14% gesunken.
Nicht der Nikotinkonsum an sich ist das Problem, sondern der Konsum dessen mit der schädlichsten Variante, dem Zigaretten rauchen.
Stöver fordert daher, dass die gesundheitlichen negativen Auswirkungen des Rauchens nur durch Aufklärung und gesetzgeberischer Gestaltung mit Lenkungswirkung hin zu schadensminimierenden Nikotinprodukten, reduziert werden können.
Das bedeutet im Klartext: Der Umstieg auf E-Zigaretten, Nikotinbeutel und Tabakerhitzer sollte als lebensweltnahe Beratung in die Aufklärungskampagnen der Gesundheitspolitik und Strategien der Suchtprävention aufgenommen werden und für Raucher:innen als echte Alternative möglich sein.