Seit geraumer Zeit drehen “Disposables” – auch “Vapes” genannt – die medialen Runden. So mancher politischer Akteur fordert deren Totalverbot und darüber hinaus gar eines in Richtung aller E-Dampfprodukte.
Was sind Disposables?* 1
Disposables sind Einweg-E-Zigaretten, d.h. sie besitzen einen mit Liquid vorgefüllten Verdampfer mit max. 2ml Inhalt und einen vorgeladenen, fest verbauten Akku. Ist der Verdampfer leer gedampft oder der Akku macht vorzeitig schlapp, wird kurzerhand das ganze Produkt weggeschmissen.
Grund: der Verdampfer ist weder wiederauffüllbar noch der Akku wiederaufladbar. Beides ist seitens der Hersteller einfach nicht vorgesehen.
In Hinblick auf den Nachhaltigkeitsgedanken und Umweltschutz eigentlich ein absolutes No-Go. Den Vorteil daraus haben hier eigentlich nur die wenigen Hersteller aus Fernost, da diese Geräte durch die hohen Stückzahlen vermutlich spottbillig hergestellt werden. Dabei stellen sie technisch gesehen einen Rückschritt auf den Stand um das Jahr 2006 dar.
So sollten aus Verbrauchersicht diese Produkte eigentlich rundweg abgelehnt werden, denn es gibt eine sinnvolle Alternativen: sogenannte Pod-Systeme.
Alternative: Pod-Systeme
Diese gibt es wiederum in zwei Arten: mit vorgefüllten Pods, welche ausgetauscht werden, oder wiederaufüllbaren Pods, bei denen dann nur der verbrauchte Verdampferkopf ausgetauscht wird. Der Akku ist entweder fest verbaut, aber wiederaufladbar oder sogar auswechselbar (Standard 18650er Li-Ion).
Am wenigsten Müll verursacht die Nutzung von Selbstwickelverdampfern (RTA – Rebuildable Tank Atomizer), da fällt beim “frisch” machen nur etwas Draht und Watte an. Benötigt aber etwas Einarbeitungszeit und kann nicht einfach Out-of-the-Box gedampft werden.
Die Politik beginnt nun zu reagieren. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) macht darauf aufmerksam, dass Einweg-E-Dampfen korrekt entsorgt werden sollten 2 und keinesfalls einfach in den Restmüll oder in die Umwelt geworfen werden dürfen.
Hier ist positiv die Empfehlung des BMUV hervorzuheben:
Steigen Sie von der Einweg-E-Zigarette auf eine Mehrweg-Alternative um. Damit leisten Sie einen wichtigen Beitrag, um der Verschwendung von Ressourcen entgegenzuwirken.
Weitaus schlimmer sind die Reaktionen der Anti-E-Dampf-Fraktion aus dem Bereich der Tabakkontrolle, Politik und Medizin.
Da die sogenannten Disposables nicht nur im Fachhandel für E-Dampfprodukte verkauft werden, sondern besonders an Tankstellen und Kiosken, kommt es wie es kommen musste. Der Jugendschutz wird von manchen, trotz eindeutiger Regulierung nicht ernst genommen. Und damit einem medialem Schlachtfest geradezu eine Steilvorlage präsentiert – gemäß dem Motto: “denkt an die Kiiinder™”.
Dass jede Verkaufsstelle für Tabak- und Alkoholerzeugnisse das ‘Gesetz zum Schutz der Jugend in der Öffentlichkeit’ deutlich sichtbar auszuhängen hat, ist eine Binsenweisheit. Sich dann selber nicht daran zu halten, ist leider vielfach traurige Realität. Nur macht es sich Politik und Gewerbeaufsicht eben nicht zu eigen, hier entsprechend nachzuschärfen, um genau diese Problematik in den Griff zu bekommen. Stattdessen werden nicht die Verantwortlichen gemaßregelt, sondern das Produkt selbst als Ursache ausgemacht und angeprangert. Für die Flachdenker allemal ausreichend, um unisono den Reigen nach Verbotsforderungen mit anzustimmen, wie jüngst der Tagesspiegel. Der macht mit der fragwürdigen Schlagzeile, “Alle rauchen Einweg-Vapes: Die Alkopops unter den Tabakprodukten” 3, auf und zeigt allenfalls, dass die Autorin leider schon das Grundprinzip nicht verstanden hat: Denn E-Dampfprodukte werden gedampft und nicht geraucht!
Es wird dann im Kontext ‘Jugendliche und Einweg-E-Dampfen’ genau dosiert die Menge an Panik erzeugt und natürlich auch wieder Desinformation verbreitet.
Beispiel Gesundheitspädagogin Uta Engler 4
“Alles, was inhaliert wird, gedampft wird, konsumiert wird, gehört nicht in den Organismus und schon gar nicht in die Lunge”
“Durch sie können die Nikotinabhängigen von Morgen entstehen, und das wird mit Sorge beobachtet.”
Hier ist zu entgegnen, dass noch nicht einmal das normale Atmen immer gesund ist. Ganz zu schweigen von dem Fakt, dass Dampfen auf die Gesundheit weniger Einfluss hat, als die schlechtere Alternative, das Rauchen!
Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha (Die Grünen), Vorsitzender der Gesundheitsministerkonferenz, will sich sogar für ein Verbot von Einweg-E-Dampfprodukten stark machen 5. Damit können Verbraucher auch leben, denn es gibt – wie oben geschrieben – sinnvolle Alternativen.
Das schlimme an dem Vorstoß ist, dass Lucha deutlich über das Ziel hinausschießt und gleich in einem Aufwasch gar noch ein generelles Aromenverbot fordert:
„Es sind gerade diese Aromen, die zum Einstieg verführen.“
Das ist ebenfalls Unsinn, gerade die Aromenvielfalt hilft Rauchern zu einem erfolgreichen Umstieg auf das Dampfen und den damit einhergehenden Rauchstopp – was das eigentliche Ziel der Tabakkontrolle und der Gesundheitsminister sein sollte!
Bayerns Umwelt- und Verbraucherschutzminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) fordert ein europaweites Verbot von Einweg-E-Dampfprodukten 6 und strengt eine Bundesratsinitiative dazu an.
Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne in der Zeit 7.
“Elektronische Zigaretten und elektronische Shishas, bei denen eine Nikotinlösung eingeatmet wird, sind wegen des enthaltenen Suchtstoffs und Nervengifts Nikotin mit deutlichen Gesundheitsrisiken verbunden.”
Klare Desinformation: Nikotin in Dampfform ist nicht mit Gesundheitsrisiken verbunden. Und macht kaum stärker abhängig als Koffein im Kaffee. Eindeutige und bekannte Gesundheitsrisiken entstehen durch Inhalation von Schwel- und Verbrennungsprodukten des Tabakrauchs.
Weiter sagt Grimme-Benne:
“Auch zur Rauchentwöhnung sind sie ungeeignet.”
Ebenso falsch: der international anerkannte Studien-Tüv, die Cochrane Gesellschaft, hat durch permanentes Monitoring aller relevanten Studien herausgearbeitet und klar kommuniziert, dass E-Dampfprodukte mindestens doppelt so effektiv bei der Raucherentwöhnung helfen wie klassische Nikotinersatztherapien.
Und damit sind wir wieder bei der Tatsache, dass eine maßvolle angedachte Regulierung umgemünzt wird, die E-Dampfe im Allgemeinen weiter unattraktiv zu machen und kaputt zu regulieren!
Das Sprichwort “regulation never sleeps – Regulierung schläft nicht” verliert auch nicht an Bedeutung, wie aktuell bei dem Thema Verbot von Aromen bei Tabakerhitzern zu sehen ist.
Der Artikel des Tagesspiegel, “Nikotinkonsum bei Jugendlichen: Aus für Aromastoffe in Tabakerhitzern” 8 verwirrt den Leser mit falschen Begrifflichkeiten und erschreckenderweise scheinen auch die Politiker noch immer nicht den Unterschied zwischen Dampfen und Rauchen nicht verstehen zu wollen.
Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Die Grünen) wird zitiert mit:
“Rauchen ist tödlich – und das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko”
Das ist richtig, daher sollte der Umstieg auf sicherere Nikotinprodukte, wie Tabakerhitzer und E-Dampfprodukte, empfohlen werden.
“Mich besorgt vor allem, dass Jugendliche wieder stärker damit anfangen.”
Nimmt das Rauchen zu? Laut DEBRA Studie spielt der E-Dampfproduktekonsum unter Jugendlichen kaum ein Rolle.
Und dann kommt die absolute Desinformation:
“Was nachweislich tötet, sollte weder nach Beere noch Melone oder Vanille schmecken“
Von was redet hier Herr Özdemir?
Aromatisierte Tabakzigaretten? Die sind verboten. Tabakerhitzer können es eigentlich nicht sein, denn diese sind laut BfR 9 um Welten weniger schädlich als Tabakzigaretten. Auch bei Tabakerhitzer findet keine Verbrennung statt, sondern nur Erhitzung. D.h. es entstehen nicht die schädlichen Verbrennungsstoffe. Tabakerhitzer gehören wie auch die klassische E-Dampfe zu den risikoreduzierten Alternativen.
Es ist gruselig, diesen Artikel durchzulesen. Hier findet eine Durcheinanderwürfelung verschiedener Begriffe statt. Beim Leser bleibt schlussendlich hängen: Tabakerhitzer und E-Zigaretten sind genauso schlecht wie Tabakzigaretten. Und genau das ist das Fatale: zum einen werden Raucher vom Umstieg auf risikominimierende Produkte abgeschreckt, was zukünftig zu weiterhin tabakkonsumbedingter Erkrankungen führt, und zum anderen werden rauchfreie Nikotinprodukte im Allgemeinen falsch im Risiko eingeschätzt.
Aus meiner Sicht hat die Politik überhaupt kein Interesse daran, dass Raucher auf risikominimierende Produkte umsteigen. Der Rubel muss Rollen (Tabaksteuer/Liquidsteuer). Zeitgleich lässt sich die Politik von den üblichen Anti-Tabak-Anti-Nikotin Organisationen einspannen (ABNR e.V. & Co.), welchen kein Argument zu blöde ist, dass gegen die E-Zigarette oder Tabakerhitzer spricht.
Leidtragende sind die Raucher und Angehörigen.
Weiterführende Informationen
- [DE] vapers insight: Disposables
Quellen
- *DeepL-Übersetzer: disposables (en) = Wegwerfartikel, Einwegartikel, Einwegprodukte
- https://www.bmuv.de/themen/wasser-ressourcen-abfall/kreislaufwirtschaft/abfallarten-abfallstroeme/elektro-und-elektronik-altgeraete/einweg-e-zigarette
- https://www.tagesspiegel.de/berlin/alle-rauchen-einweg-vapes-die-alkopops-unter-den-tabakprodukten-9257226.html
- https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/suedbaden/e-vapes-noch-im-trend-100.html
- https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/140631/Lucha-fuer-Verbot-von-Einweg-E-Zigaretten
- https://www.sueddeutsche.de/bayern/kabinett-muenchen-bayern-fordert-europaweites-verbot-fuer-einweg-e-zigaretten-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-230110-99-167639
- https://www.zeit.de/news/2023-02/02/grimm-benne-unterstuetzt-verbot-von-einweg-e-zigaretten
- https://www.tagesspiegel.de/politik/nikotinkonsum-bei-jugendlichen-aus-fur-aromastoffe-in-tabakerhitzern-9353531.html
- https://www.bfr.bund.de/de/presseinformation/2018/20/wie_gefaehrlich_sind_tabakerhitzer_-204438.html