[DE] ERS – nach Gatewaytheorie das nächste Narrativ: „Nikotinabhängigkeit“

Im Journal der European Respiratory Society (ERS) wurde eine Studie veröffentlicht zum Thema E-Zigaretten und Nikotinabhängigkeit: „E-cigarettes and nicotine abstinence: a meta-analysis of randomised controlled trials1.

Autor der Studie ist u.a. der allseits bekannte und größte Kritiker der Tabakschadensminimierung in Deutschland, Prof. Dr. Reiner Hanewinkel vom IFT-Nord.

In dieser Metaanalyse wurden vier Studien herangezogen wie Bonevski et al. 2, Bullen et al. 3, Hajek et al. 4 und Lee et al. 5.

Grundsätzlich ist zu bemerken, dass die Auswahl der Metaanalyse zugrunde liegenden Studien sehr gut ist. Sie alle liefern Belege dafür, dass der Umstieg vom Rauchen auf das Dampfen mit einer höheren Wahrscheinlichkeit des Rauchstopps behaftet ist als mit herkömmlichen NRTs oder komplett ohne Hilfsmittel. Dies wird auch in der Metaanalyse von Hanewinkel et al. anerkannt. Aber anstatt den Erfolg der durch den Umstieg vom Rauchen auf das Dampfen und der damit einhergehenden Schadensminimierung hervorzurufen, wird hier der Bogen anders aufgespannt: es wird moniert, dass viele, welche auf die E-Zigarette umgestiegen sind, weiterhin nicht Nikotinabstinent sind!

Die Daten aus diesen Studien deuten darauf hin, dass von 100 Personen, die E-Zigaretten zur Raucherentwöhnung verwenden, 14 oder 15 erfolgreich mit dem Rauchen aufhören könnten, aber 10 oder 11 von ihnen weiterhin E-Zigaretten verwenden werden; wohingegen nur neun von 100 Personen mit der Verwendung von NTRs aufhören könnten, aber nur zwei von ihnen weiterhin Nikotin verwenden werden.

In dem anschliessenden Diskussionsabschnitt zur E-Zigarette und Rauchstopp werden wieder die üblichen Gegenargumente mit den entsprechenden Studien hervorgeholt wie tausende von Chemikalien in der E-Zigarettenflüssigkeit und im Aerosol (Propylenglykol, Acrolein, Diacetyl, Metall-Nanopartikel), Lungenreizungen, Verbindung mit Asthma und COPD etc. Natürlich darf die auch längst widerlegte Gatewaytherorie nicht fehlen, sowie die fehlenden „Langzeitstudien“ zu gesundheitlichen Folgen des E-Dampfproduktekonsums (und das obwohl die E-Zigarette seit über 10 Jahren in der breiten Masse angekommen ist). Also das komplette ANTZ-Programm wurde abgespult. Wobei das Hauptargument gegen die E-Dampfe bei den Autoren in diesem Fall die nach dem Rauchstopp fehlende Nikotinabstinenz ist.

In der Schlussfolgerung wird behauptet, NRTs seien sichere und bewährte Methoden zur Raucherentwöhnung. Da frage ich mich, weshalb sind dann E-Dampfprodukte mind. doppelt so effektiv bei der Erreichung des Rauchstopps? Weshalb haben wir in Deutschland so hohe Raucherquoten, wenn die NRTs so toll funktionieren?
Bemängelt wird doch tatsächlich, dass die E-Dampfproduktehersteller, welche zu einem Teil auch zur Tabakindustrie gehören, nicht bereit seien, ihre Produkte so weiterzuentwickeln, dass sie zur Raucherentwöhnung empfohlen werden könnten. So seien die Produkte zu „unsicher“ und würden zu einer “ dauerhaften Nikotinabhängigkeit führen“.
Im Klartext: E-Dampfen soll keinen Spaß machen, nicht gut schmecken (Aromenverbote) und möglichst nur kurzfristig zur Raucherentwöhnung eingesetzt werden ⇒ Rauchererentwöhnung ohne Druck aber mit Genuß ist schlecht, da fehlt einfach der Geiselungseffekt. Dabei ist genau dies der Erfolgsfaktor: die Aromen- und Produktevielfalt geben die Möglichkeit das ganz individuelle Setup zu finden mit dem es leicht ist, den Tabakkonsum an den Nagel zu hängen.

Ich habe den Eindruck, dass hier ganz bewusst nun ein neues Narrativ aufgebaut wird, die „böse Nikotinabhängigkeit„, nachdem alle anderen Versuche die E-Dampfe zu diskreditieren nicht so gut gefruchtet haben. Prof. Hanewinkel ist ein Verfechter der Gatewaytheorie, vom Dampfen zum Rauchen. Dies wurde aber mittlerweile durch wissenschaftliche Nachweise 6 wie auch durch die Realität als falsch entlarvt 7. Weiterer möglicher Hintergrund ist ebenfalls, dass über das Institut IFT-Nord 8 auch Raucherentwöhnungstherapien angeboten werden, da ist Konkurrenz natürlich schädlich für das Geschäft.

Zum Schluss kann ich mich nur wiederholen: Nikotin ist nicht das Problem, es ist weder krebserregend, noch ist es Auslöser von Herz- oder Lungenkrankheiten. Auslöser sind und bleiben die Verbrennungsstoffe im Tabakrauch! Die Wirkung von Nikotin auf das Herz-Kreislaufsystem ist von kurzfristiger Natur ähnlich dem von Koffein. Die Verteufelung von Nikotin, wenn es nicht in Big-Pharma-Produkten enthalten ist, ist definitiv der falsche Weg.

Sollte es nicht viel eher im Interesse der öffentlichen Gesundheit sein, dass Menschen das Rauchen potentiell schädlicher Tabakzigaretten aufgeben, als sich Gedanken zu einem um Welten weniger schädlichen Nikotinkonsum zu machen?

Quellen

  1. Prof. Reiner Hanewinkel et al.; E-cigarettes and nicotine abstinence: a meta-analysis of randomised controlled trials; https://err.ersjournals.com/content/31/163/210215
  2. Bonevski et al.; QuitNic: A Pilot Randomized Controlled Trial Comparing Nicotine Vaping Products With Nicotine Replacement Therapy for Smoking Cessation Following Residential Detoxification; https://doi.org/10.1093/ntr/ntaa143
  3. Bullen et al.; Electronic cigarettes for smoking cessation: a randomised controlled trial; https://doi.org/10.1016/S0140-6736(13)61842-5
  4. Hajek et al.; A Randomized Trial of E-Cigarettes versus Nicotine-Replacement Therapy; http://doi.org/10.1056/NEJMoa1808779
  5. Lee et al.; E-cigarettes versus nicotine patches for perioperative smoking cessation: a pilot randomized trial; http://doi.org/10.7717/peerj.5609
  6. https://ch-lippmann.de/blog/dampffreiheit/2021/11/uk-studie-e-dampfen-hilft-jugendlichen-beim-rauchstopp/
  7. https://ch-lippmann.de/blog/dampffreiheit/2022/03/de-debra-jugendliche-nicht-an-e-zigarette-interessiert/
  8. https://www.ift-nord.de/

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