Im Mannheimer Morgen 1 ist eine Anzeige des ZI erschienen, in welcher Dampfer für eine Studie zum Thema E-Zigarette und mögliches Abhängigkeitspotenzial gesucht werden.
Auf Anfrage wurde mir die komplette Pressemitteilung zugesandt, welche im Mannheimer Morgen nur in einer Kurzversion erschienen ist und die Begründung zur Durchführung der Studie. Weiter unten im Beitrag finden sich die Details zum Studienablauf.
Zitat
Die E-Zigarette erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Mit ihr hält die Industrie eine Produktrevolution in den Händen, mit der den Konsumenten Nikotin zugänglich gemacht werden kann, ohne sie den gesundheitsschädlichen Auswirkungen des Tabakrauchs auszusetzen. Tatsächlich gibt es erste Evidenzen für ihr Potenzial als „Schadensminderung“ sowie als Hilfsmittel, um weniger Zigaretten zu rauchen oder ganz aufzuhören.
Leider konzentriert sich die bisherige Forschung auch überwiegend auf diese beiden Fragestellungen: (a) Sind E-Zigaretten wirklich weniger schädlich und (b) können sie wirksam zur Rauchentwöhnung eingesetzt werden. Es verwundert, dass bis dato kaum Studien vorliegen, die das Abhängigkeitspotenzial von nikotinhaltigen E-Zigaretten untersuchen.
Dass die pharmakologische Wirkung von Nikotin abhängig macht, ist unbestritten. Gleichzeitig berichten die Konsumenten, dass sie subjektiv weniger abhängig von ihrer E-Zigarette seien, als sie es zuvor von Zigaretten waren. Abhängigkeit ist eine komplexe Störung, die neben pharmakologischen Faktoren auch auf psychologischen, behavioralen, und sozialen Faktoren beruht.
Daher ist es uns wichtig, das Abhängigkeitspotenzial der E-Zigarette auf verschiedenen Ebenen zu untersuchen: der neurobiologischen und psychologischen Ebene; dem Erleben und Wahrnehmen der Konsumenten im sozialen Kontext sowie der epidemiologischen Perspektive.
Pressemitteilung Langversion
Machen E-Zigaretten abhängig?
Mannheim, 27.11.2020 – In einer gemeinsamen wissenschaftlichen Studie untersuchen Forscherinnen und Forscher am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim, an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg sowie der Universität zu Köln das Abhängigkeitspotenzial der elektronischen Zigarette (E-Zigarette). Hierzu suchen wir erwachsene TeilnehmerInnen, die täglich zur E-Zigarette greifen.
Trotz des allgemeinen Trends zum Nichtrauchen ist die Nachfrage nach E-Zigaretten in den letzten Jahren stark gestiegen. Vermarktet wird sie häufig als „gesunde Alternative“ zum klassischen Rauchen. Viele Menschen nutzen E-Zigaretten daher als Mittel, um weniger zu rauchen oder ganz mit dem Rauchen aufzuhören. Expertinnen und Experten befürchten jedoch, dass E-Zigaretten dazu führen können, eine Abhängigkeit zu entwickeln.
Kombination verschiedener Untersuchungsmethoden
Machen E-Zigaretten wirklich abhängig? Da dies bislang noch unzureichend erforscht ist, versuchen wir mit dieser Studie die Lücke zu schließen. Dazu kombinieren wir verschiedene Untersuchungsmethoden und Betrachtungsebenen.
Im ersten Studienteil untersuchen die Forschenden am ZI in Mannheim unter der Leitung von Prof. Dr. Sabine Vollstädt-Klein die Belohnungseffekte der E-Zigarette mit Hilfe neurobiologischer und neuropsychologischer Maße. Der zweite Studienteil am Mannheimer Institut für Public Health (MIPH) der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg unter der Leitung von Prof. Dr. Sven Schneider fokussiert sich auf die Selbstberichte zum Erleben und Wahrnehmen von Abhängigkeitssymptomen bei Nutzern von E-Zigaretten im sozialen Kontext. Der dritte epidemiologische Studienteil ist an der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln angesiedelt und untersucht – unter der Leitung von Prof. Dr. Ute Mons – die Abhängigkeitssymptome im Längsschnitt mit einem Fokus auf Toleranzentwicklung sowie die Rolle von psychosozialen und produktspezifischen Faktoren.
Kontakt zum Studienteam
Falls Sie an der Studie teilnehmen möchten oder weitere Informationen wünschen, kontaktieren Sie uns gerne:
Zentralinstitut für Seelische Gesundheit
Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin
E-Mail: evape@zi-mannheim.de
Telefon: 0621 1703-6376
Nennen Sie uns bitte Ihren Namen und Ihre Telefonnummer per E-Mail oder hinterlassen Sie diese Informationen auf dem Anrufbeantworter. Wir melden uns schnellstmöglich bei Ihnen zurück. Als Ansprechpartnerin steht Ihnen Nadja Grundinger (wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin) gerne zur Verfügung.
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Fachliche Ansprechpartnerinnen:
Prof. (apl.) Dr. Sabine Vollstädt-Klein, Leiterin der Arbeitsgruppe Neuorimaging Abhängiges Verhaltens sowie Nadja Grundinger, M.Sc. Psychologie und wissenschaftliche Mitarbeiterin am ZI, stehen auf Wunsch für ein Interview zur Verfügung.
Auf der Seite der Deutschen Forschungsgemeinschaft sind Details zur Studie „Das Abhängigkeitspotenzial der E-Zigarette: Neurobiologische, soziologische und epidemiologische Perspektiven“ 2 einzusehen:
- Studienleiter: Prof. Dr. Ute Mons (Uni Köln), Prof. Dr. Sven Schneider (Uni Mannheim), Prof. Dr. Sabine Vollstädt-Klein (ZI)
In der Projektbeschreibung steht:
Die Nachfrage nach E-Zigaretten ist in den letzten Jahren sprunghaft gestiegen. Während das Abhängigkeitspotenzial von Nikotin unbestritten ist, birgt die Vermarktung der E-Zigarette als „gesunde“ Alternative zum Tabak die Gefahr, dass Rauchen durch die Etablierung von E-Zigaretten als Lifestyle-Produkt verharmlost und Präventionsbemühungen untergraben werden.
Studienablauf
Die Studie Dieses Forschungsprojekt wird eine Laufzeit von drei Jahren haben und eine Teilnahme ist möglich ab sofort bis in 24 Monaten. Teilnehmen können Nutzer von E-Dampfprodukten, unabhängig davon, ob sie ausschließlich dampfen oder Dual-User sind (und auch unabhängig davon, ob sie vorher Tabakraucher waren). Einschlusskriterium ist „täglicher E-Zigarettengebrauch“. Ebenfalls mitmachen können Nikotin-Naive, sprich Personen, welche noch nie geraucht oder gedampft haben.
Nach Überprüfung der Einschlusskriterien werden die Probanden zu einem Untersuchungstag ins ZI eingeladen. Dort werden gesundheitsbezogene und psychologische Daten erhoben und es sind diverse Fragebögen, z.B. zum Rauch- bzw. Dampfverhalten, auszufüllen. Im Anschluss folgen neuropsychologische Tests am Computer sowie eine Untersuchung im Kernspintomographen. In dieser Untersuchung wird neben der funktionellen Kernspintomographie, welche die bildliche Darstellung der Aktivität bestimmter Hirnregionen ermöglicht, auch eine strukturelle Kernspintomographie zur detaillierten Darstellung anatomischer Strukturen durchgeführt. Während der funktionellen Kernspintomographie werden die Probanden drei Aufgaben zur E-Zigarette und Tabakzigarette bearbeiten, die am Untersuchungstag genauer erklärt werden. Insgesamt beträgt die Untersuchungsdauer ca. 4 Stunden. Zwischen den einzelnen Untersuchungsabschnitten können individuelle Pausen eingelegt werden.
Sofern die Probanden zu der Gruppe der E-Zigarettenkonsumenten gehören, sollten diese ca. 8 bis 24 Stunden nach Beendigung des ersten Untersuchungstages für einen zweiten kurzen Untersuchungstermin ans ZI kommen (Dauer ca. 30 Minuten). Dabei werden Messungen zum Rauch- bzw. Dampfstatus durchgeführt sowie Fragebögen beantwortet. Die Gruppe der Nikotin-Naiven, welche zuvor noch nie geraucht haben, müssen zu keinem zweiten Untersuchungstermin erscheinen.
Kommentar
Als langjähriger Dampfer bin ich dieser Studie gegenüber eher skeptisch eingestellt, da ich die Befürchtung habe, dass die Erkenntnisse aus der Studie u.U. falsch interpretiert werden und somit politisch möglicherweise die falschen Entscheidungen gezogen werden. Diese Bedenken habe ich in einem Telefonat gegenüber Frau Grundinger geäussert. Frau Grundinger wiederum hat bekräftigt das die Herangehensweise objektiv sein werde um herauszufinden, wie sich die Abhängigkeit von der Tabakzigarette nach Umstieg auf das Dampfen verändere. Darüber gäbe es noch zu wenig wissenschaftliche Erkenntnisse. Daher könne diese Studie hier mehr Licht ins Dunkle zu bringen.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das Abhängigkeitpotenzial beim Dampfen ein ganz anderes ist. Es ist möglich stundenlang ohne zu Dampfen auszukommen, was vorher beim Rauchen fast unmöglich war. Für viele Dampfer ist die E-Zigarette zu einem Genussmittel geworden mit Hilfe dessen es möglich ist nicht mehr zu rauchen und somit auch die Inhalation der potentiell gesundheitschädlichen Verbrennungsgase zu vermeiden. Durch den kompletten Umstieg vom Rauchen auf das Dampfen ist die Rauchentwöhnung abgeschlossen. Ich für meinen Teil wünsche mir natürlich, dass nicht das Konstrukt der Nikotinabhängigkeit aufgebaut wird und es auf einmal heißt, auch die Dampfer müssen komplett entwöhnt werden, denn die bisherige Wissenschaft zeigt, das der Konsum von Nikotin ohne Rauch für sich nicht gesundheitschädlich ist.
Fehler passieren, so auch mir, daher habe ich den ursprünglichen Beitrag abgeändert und die Details zur Studie in diesen neuen Beitrag überführt.
2 Gedanken zu „[DE] ZI – Studienstart – E-Zigarette und Abhängigkeitspotenzial“
Kompletter Blödsinn, dazu braucht man Nichtraucher, die neu mit dem dampfen anfangen müssen.