In der neusten Veröffentlichung des Bundesinstitutes für Risikobewertung zur E-Zigarette unter dem Titel „E-Zigaretten – alles andere als harmlos“ 1 fällt der interessierte Dampfer entgültig vom Glauben ab.
Dieser Beitrag besteht aus einem bunten Gemisch von Wahrheiten aber auch ganz vielen schwammigen Aussagen, welche dem unbedarften Leser den Eindruck vermitteln, die E-Dampfe sei ein äusserst riskantes Produkt.
Doch der Reihe nach.
Gleich in der Zusammenfassung wird mit einer Menge Konjunktive gearbeitet, welche ein Geschmäckle hinterlassen und allen möglichen wissenschaftlichen Erkenntnissen von z.B. Prof. Polosa, Dr. Farsalinos, Prof. Hajek usw. widersprechen.
Gesundheitliche Risiken können sich für „Dampfer“ aus dem Nikotin, den Verneblungs-, Wirk- und Zusatzstoffen sowie möglichen Verunreinigungen ergeben. Der Dampf von E-Zigaretten kann gesundheitlich bedenkliche Substanzen enthalten, die auch Passivdampfer einatmen. Über die langfristigen gesundheitlichen Folgen von EZigaretten ist derzeit noch sehr wenig bekannt.
Die E-Zigarette gibt es nun seit über 10 Jahren und ist seit dem weltweit millionenfach im Einsatz: bis heute ist noch kein Dampfer am Konsum von E-Dampfprodukten erkrankt oder gestorben. Wenn dann noch behauptet wird, man kann mit dem heutigen Stand der Technik in der Wissenschaft keine genauen Erkenntnisse liefern, dann ist es ein Trauerspiel.
Funktionsweise E-Zigarette
Es wird kurz erläutert, wie die E-Zigarette funktioniert. Soweit so gut, dann kommt schon wieder der nächste Knaller: die E-Zigarette sei eine Weiterentwicklung des „Nikotininhalators“ (Pump-Spray) der Pharmaindustrie. Nein, der Erfinder Hon Lik hat ein Gerät entwickelt, welches das Rauchen simuliert um Nikotin zu konsumieren ohne die gefährlichen Verbrennungsstoffe. Aus diesem zigarrenähnlichen Gerät „Ryan“ 2 hat sich die heutige Gerätevielfalt ergeben, welche in der Hauptsache einen konsumentengetriebene Innovation ist. Die Verbraucher haben das Potential dahinter erkannt: Rauchstopp ohne Einschränkung des Genusses und der Rituale.
Liquids
In einer US-Studie wurden pharmakologische Wirkstoffe (beispielsweise ein Arzneimittel zur Behandlung der erektilen Dysfunktion und ein Appetitzügler) nachgewiesen. Dem BfR ist nicht bekannt, ob derartige Produkte in Deutschland erhältlich sind.
Wir sind hier aber in der EU bzw. Deutschland und es ist laut TPD2 bzw. dem nationalen Tabakerzeugnisgesetz 3 und Verordnung 4 verboten irgendwelche Zusatzstoffe dem Liquid beizumischen, welche nicht für dessen Bestimmung gedacht ist. Gefährlich wäre ein unkontrollierbarer Schwarzmarkt. Siehe USA mit den Vorfällen zu illegal, mit Vitamin E-Acetat gepanschten THC-Schwarzmarktliquids 5.
E-Zigaretten Modelle
Ja, es gibt sogenannte „Sub-Ohm-Modelle“ mit welchen es möglich ist Direct-to-Lung zu inhalieren und große Wolken zu erzeugen. Konsequenz einer höheren Leistung aber ist, dass die Verbraucher den Nikotingehalt automatisch auf ein homöopathisches Level herunterregeln oder nikotinfreie Liquids konsumieren.
Nikotinhaltige Liquids
Die große Vielfalt der Produkte macht es zurzeit unmöglich, eine allgemeine Aussage über den Nikotingehalt der Liquids sowie die Menge zu treffen, die beim Dampfen aufgenommen wird.
Das stimmt so nicht: auf allen Liquids ist die Nikotinmenge angegeben. Überlicherweise in 0mg/ml, 3mg/ml, 9mg/ml, 12mg/ml, 18mg/ml. Die Menge der Nikotinaufnahme hängt ähnlich wie bei der Tabakzigarette von dem Konsumenten und seinem Inhalationsverhalten ab. Hier sei das Stichwort „Selbsttitration“ genannt 6 .
Sind E-Zigaretten gesundheitsschädlich?
Die bisher gefunden Stoffe wie Formaldehyde etc. liegen meist gerade so an der Nachweisgrenze. Hier fehlt ganz klar der Vergleich mit den Stoffen, welche im Rauch einer Tabakzigarette zu finden ist. Dort sind die Konzentrationen meist 1000-fach höher! Den Verweis auf fehlende Langzeitstudien kann man auch nicht mehr hören bzw. lesen. Allein die Tatsache, dass Millionen Menschen weltweit seit über 10 Jahren die E-Dampfe nutzen ohne Probleme sollte schon Beweis genug sein. Wer es genau wissen will kann bei Prof. Riccardo Polosa fündig werden, er hat eine 3,5 Jahre lange Studie 7 durchgeführt mit positivem Ergebnis.
Auch das Argument mit dem Blutdruck zieht nicht, da dieser Effekt nur kurzfristig ist, ähnlich wie beim Kaffee trinken oder Sport. Hier wäre der Gefäßchirurge Prof. Martin Storck 8 ein guter Ansprechpartner. Auch das Verschlucken von Liquids ist keine Gefahr, da die letale Dosis von Nikotin weitaus höher liegt als in der Literatur vermerkt. Hier verweise ich auf den Toxikologen Prof. Bernhard-Michael Mayer, welcher das untersucht hat 9.
Propylenglykol
Einer der best-untersuchten Stoffe. PG wird u.a als Theaternebel oder Diskonebel eingesetzt. Reizend wirkt der Stoff u.U. bei empfindlichen Menschen wie Asthmatikern, diese nutzen dann eher VG-lastige Liquids. Propylenglykol erzeugt auch das „Kratzen“ im Hals, „Throat-Hit“, welche viele Dampfer mögen.
Selbermischen
Hier hat das BfR schon mal unnötig gewarnt 10. Solange die Nutzer die Bestandteile im Dampferladen kaufen und nicht beim Dealer um die Ecke, geht keine Gefahr vom selbermischen aus.
Passivdampf
Ein konstruiertes Problem, welches vom „Passivrauch“ übernommen wird. Es gibt einige Studien 11, 12 dazu die belegen, dass der „Passivdampf“ keine Gefahr für Dritte darstellt.
Abhängigkeit
Nikotin für sich alleine ist kaum bzw. nur schwach suchterzeugend. Die Abhängigkeit beim Rauchen wird erzeugt aus der Kombination von Nikotin und den Verbrennungsstoffen. Viele Dampfer berichten, dass sie die Nikotinmenge im Laufe der Zeit reduzieren teilweise bis auf 0mg/ml. Einen Suchtdruck wie beim Rauchen verspüren die meisten nicht und können stundenlang die E-Dampfe nicht anrühren. Daher hat auch Karl Fagerström seinen Test von Nikotinsucht in Tabaksucht umbenannt 13. Persönlich habe ich auch noch nie gelesen, dass jemand abhängig von Nikotinkaugummis oder -Pflaster ist.
Explosion
Eine E-Zigarette explodiert nicht, wenn dann gast der Akku aus. Dies kommt aufgrund falscher Handhabung durch den Verbraucher und ist ein seltenes Phänomen. Wie bei allen akkubetriebenen Produkten ist auch hier die Akkusicherheit 14 zu beachten.
Was will das BfR mit diesem Beitrag erreichen? Ich habe den Eindruck, da die Politik aktuell plant, allen voran die Bundesdrogenbeauftragte Daniela Ludwig, schärfer gegen die E-Dampfe vorzugehen, werden jetzt passende Artikel produziert. So macht sich das BfR in meinen Augen zum Handlanger der Politiker, anstatt objektiv die Risiken und Vorteile für Raucher bei einem Umstieg auf die risikominimierende Alternative zu beleuchten.
Das letzte Wort, welches konträr zu dem Artikel des BfR steht, überlasse ich Dr. Elke Pieper (BfR) 15:
Es ist wichtig, Raucher zum Rauchstopp zu ermutigen. Wenn andere Methoden nicht funktionieren, kann die E-Zigarette ein geeignetes Mittel dafür sein.
[…]Das vollständige Umsteigen von der Tabakzigarette auf die E-Zigarette kann dazu beitragen, die gesundheitlichen Risiken zu verringern.
Weiterführende Informationen
- [DE] Matzes Dampfer Ecke: FAQ zur E-Zigarette-Wie ist das mit dem Dampfen?
- [DE] RBB: E-Zigarette: Das „gesündere“ Rauchen?
- [DE] Nebelkrähe: Ist das Lesen dieses Papiers gesundheitlich unbedenklich?
Quellen
- https://www.bfr.bund.de/cm/343/e-zigaretten-alles-andere-als-harmlos.pdf
- https://allinfographics.org/history-e-cigarettes-vaping-devices/
- https://www.gesetze-im-internet.de/tabakerzg/
- https://www.gesetze-im-internet.de/tabakerzv/index.html
- https://ezigarettenleben.de/ezigaretten-sind-nicht-schuld/
- https://nzillatron.wordpress.com/2017/05/20/titration-theories/
- https://doi.org/10.1038/s41598-017-14043-2
- https://ch-lippmann.de/blog/dampffreiheit/2020/01/de-focus-prof-fuer-gefaesschirugie-fordert-sachliche-debatte-zur-e-dampfe/
- https://dx.doi.org/10.1007%2Fs00204-013-1127-0
- https://ig-ed.org/2019/10/bfr-mischen-impossible/
- https://doi.org/10.3390/ijerph120504889
- https://www.cdc.gov/niosh/hhe/reports/pdfs/2015-0107-3279.pdf
- https://nicotinepolicy.net/blogs/guest-blogs/27-karl-fagerstrom/82-dependence-on-tobacco-and-nicotine
- https://ig-ed.org/basiswissen/akkusicherheit/
- https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/4031/publikationen/umid-01-20-risiken-nutzen-e-zigaretten.pdf
Ein Gedanke zu „[DE] BfR – Angebliches Risiko E-Zigarette“