[DE] “Mainzelstudie” zu Tabakzigarette, E-Zigarette und Wasserpfeife

Passend zu den letzten Wortmeldungen der Bundesbeauftragten Daniela Ludwig, veröffentlicht Prof. Thomas Münzel, Leiter der Kardiologie an der Johannes Gutenberg Universität 1 , eine Metastudie zu Tabakzigaretten, E-Zigaretten und Wasserpfeifen.Im European Heart Journal wurde die Studie mit dem Titel “Effects of tobacco cigarettes, e-cigarettes, and waterpipe smoking on endothelial function and clinical outcomes2 – ““Auswirkungen des Rauchens von Tabakzigaretten, E-Zigaretten und Wasserpfeifen auf die Endothelfunktion und die klinischen Ergebnisse”. 

Auf dem Blog Matzes Dampfer Ecke 3, sowie Vapers Guru 4 und auch bei V.S.I. auf YouTube 5, wurden die Kernaussagen dieser Studie beleuchtet.

Es ist einfach unglaublich, dass hier Tabakzigarette, E-Zigaretten und Wasserpfeife in einen Topf geschmissen werden. Hier ist davon auszugehen, dass unbedarfte Leser (auch Politiker) in die Irre geführt werden. Zumal bzgl. der E-Dampfe Studien herangezogen wurden, welche natürlich eine negatives Fazit gegenüber der E-Zigarette ziehen. Finanziert wurde diese “Studie” u.a. von der Stiftung Mainzer Herz, in welcher Prof. Thomas Münzel im Vorstand 6 ist und vom Pharmariesen Boehringer-Ingelheim, welcher mittels der Boehringer Ingelheim Stiftung schon seit Jahren Millionenbeträge in die Uni Mainz investiert, welches schon des öfteren kritisiert wurde 7 , 8.

Die wissenschaftlichen Experten im Bereich Tobacco Harm Reduction, sehen 9 diese Studie äusserst kritisch:

Prof. John Britton, Universität Nottingham:

This paper provides an unsystematic overview on evidence relating to the likely relative risks of nicotine use, and of questionable reliability

Dieses Papier bietet einen unsystematischen Überblick über die Beweise für die wahrscheinlichen relativen Risiken des Nikotinkonsums und für eine fragwürdige Zuverlässigkeit.

Dr. Nick Hopkinson, Imperial College London:

No serious commentator claims that vaping is completely harmless, but the hazard compared to smoking is much lower.

Kein seriöser Kommentator behauptet, dass Dampfen völlig harmlos ist, aber die Gefahr im Vergleich zum Rauchen ist viel geringer.

Prof. Jacob George, Universität Dundee:

Firstly, this publication cannot be described a study. It is a clinical review of the available evidence. It does not provide de novo evidence on its own. Secondly, the authors correctly state that in terms of comparative risks of tobacco cigarettes are significantly greater than electronic cigarettes and the available evidence on the risk of e-cigarettes on lung cancer is not sufficient to draw any robust conclusions. What we cannot say for certain, and the study does not provide further clarity on either, is how much of the effects seen in electronic cigarette smokers are due to prior tobacco cigarette use. No study so far has accurately and absolutely quantified prior impact of tobacco cigarette smoking on vascular dysfunction in individual e-cigarette users as we know that most electronic cigarette smokers are former users of tobacco cigarettes and a number are dual users also. Disentangling this from the distinctive impact of e-cigarettes on vascular function is still required to fully understand the risks versus the benefits of e-cigarettes, which on a comparative basis contains significantly fewer than the 7000 harmful chemicals present in every tobacco cigarette that is smoked.

Erstens kann diese Publikation nicht als Studie bezeichnet werden. Es handelt sich um eine klinische Überprüfung der verfügbaren Evidenz. Sie liefert keine de novo-Evidenz allein. Zweitens stellen die Autoren korrekterweise fest, dass die vergleichenden Risiken von Tabakzigaretten deutlich höher sind als die von elektronischen Zigaretten, und die verfügbaren Erkenntnisse über das Lungenkrebsrisiko von E-Zigaretten reichen nicht aus, um robuste Schlussfolgerungen zu ziehen. Was wir nicht mit Sicherheit sagen können, und die Studie liefert auch keine weitere Klarheit darüber, ist, wie viel der bei E-Zigaretten-Rauchern beobachteten Effekte auf den vorherigen Konsum von Tabakzigaretten zurückzuführen ist. Bisher hat noch keine Studie die früheren Auswirkungen des Rauchens von Tabakzigaretten auf die vaskuläre Dysfunktion bei einzelnen E-Zigaretten-Nutzern genau und absolut quantifiziert, da wir wissen, dass die meisten E-Zigaretten-Nutzer ehemalige Nutzer von Tabakzigaretten und eine Reihe auch Doppel-Nutzer (Dual-User – Tabak- und E-Zigaretten parallel) sind. Um die Risiken und Vorteile von E-Zigaretten vollständig verstehen zu können, ist es nach wie vor erforderlich, diese von den besonderen Auswirkungen von E-Zigaretten auf die Gefässfunktion zu entwirren. Vergleichsweise enthalten E-Zigaretten deutlich weniger als die 7000 schädlichen Chemikalien, die in jeder gerauchten Tabakzigarette enthalten sind.

Prof. Jamie Brown, University College London:

This review appears to replicate the finding that e-cigarettes are substantially less harmful than cigarettes without being safe. There is now a huge number of studies on e-cigarettes, which makes an exact quantification of the risks difficult. To provide confidence, it is crucial to be transparent and systematic about how studies are selected and graded. The approach taken by this clinical review is unclear. The last 2016 Cochrane review on e-cigarettes found no evidence that smokers who used e-cigarettes for two years or less had increased health risks compared to smokers who did not use e-cigarettes.

Diese Überprüfung scheint die Feststellung zu wiederholen, dass E-Zigaretten wesentlich weniger schädlich als Zigaretten sind, ohne sicher zu sein. Es gibt inzwischen eine Vielzahl von Studien über E-Zigaretten, was eine exakte Quantifizierung der Risiken schwierig macht. Um Vertrauen zu schaffen, ist es entscheidend, transparent und systematisch zu sein, wie Studien ausgewählt und eingestuft werden. Der Ansatz dieser klinischen Überprüfung ist unklar. Der letzte Cochrane-Review zu E-Zigaretten aus dem Jahr 2016 fand keine Hinweise darauf, dass Raucher, die zwei Jahre oder weniger E-Zigaretten konsumierten, im Vergleich zu Rauchern, die keine E-Zigaretten verwendeten, ein erhöhtes Gesundheitsrisiko hatten.

Schlussfolgernd bleibt es dabei: der Umstieg vom Rauchen auf das Dampfen ist die Beste Entscheidung für Raucher, wenn es anderweitig nicht mit dem Rauchstopp klappt!
Das schlimme ist nur, dass nun unsere “Qualitätsmedien” diese Veröffentlichung dankbar aufnehmen und fröhlich verteilen und somit weiter an der Verunsicherung zur E-Zigarette in der Bevölkerung arbeiten. Dazu kommt noch, dass diese Woche am 29.06.2020 10 und am 02.07.2020 im Bundestag über eine Ausweitung des Werbeverbotes auch auf E-Zigaretten debattiert werden wird 11.

Weiterführende Informationen

Quellen

  1. https://www.unimedizin-mainz.de/kardiologie-1/startseite/mitarbeiter/portraits/univ-prof-dr-med-thomas-muenzel.html
  2. https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehaa460
  3. https://matzes-dampferecke.de/2020/06/27/neue-metastudie-aus-mainz-%e2%98%a0%ef%b8%8f%f0%9f%a4%a2/
  4. https://www.vapers.guru/2020/06/28/fragwuerdige-seriositaet-studie-vergleicht-tabak-und-e-zigarette/
  5. https://youtu.be/BZY8YN-Y5y8
  6. http://www.herzstiftung-mainzer-herz.de/herzstiftung/die-stiftung/die-gremien/vorstand.html
  7. https://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/uniklinik-mainz-weist-vorwurf-der-boehringer-einflussnahme-zurueck-a-1108324.html
  8. https://medwatch.de/2018/05/04/boehringer-stiftung-und-uni-mainz-umstrittene-millionenfoerderung-geht-in-naechste-runde/
  9. https://www.sciencemediacentre.org/expert-reaction-to-review-of-the-effects-of-tobacco-cigarettes-e-cigarettes-and-waterpipe-use-on-the-body-and-clinical-outcomes/
  10. https://www.bundestag.de/mediathek
  11. https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2020/kw27-de-tabakerzeugnisgesetz-701734

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