[GR] Dr. Farsalinos zerlegt aktuelles Studien-”glANTZstück”

Dr. Konstantinos Farsalinos ist seit Jahren ein sehr aktiver Forscher auf dem Gebiet der Tabakschadensminimierung mittels E-Dampfprodukten. In seinem aktuellen Blogbeitrag zeigt Dr. Farsalinos das wiederholt schlechte Studiendesign von Prof. Glantz auf, welcher in einer aktuellen Studie – mal wieder – versucht, die E-Dampfe in Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu bringen.

Eine Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von Dr. Farsalinos

Der Konsum von E-Zigaretten wird mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht… auf die gleiche Weise, wie Statine Herzinfarkte verursachen! 1

Eine neue Studie von Prof. Glantz et al. wurde heute in der Fachzeitschrift New England Journal of Medicine Evidence 2  veröffentlicht. Darin wird behauptet, dass E-Zigaretten das gleiche Krankheitsrisiko (vor allem Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall und Stoffwechselstörungen) bergen wie Rauchen, während der doppelte Konsum (Anm. Dampfen und Rauchen abwechselnd, auch Dual-Use genannt) schädlicher ist als ausschließliches Rauchen. Bei der Studie handelte es sich um eine systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse von Veröffentlichungen, in der die Erkrankungswahrscheinlichkeiten von E-Zigaretten-Nutzern und Rauchern verglichen wurden.

Überlegen wir uns zunächst, welche Art von Studien erforderlich wäre, um die Frage des Krankheitsrisikos durch den Gebrauch von E-Zigaretten zu klären. Normalerweise bräuchte man Studien über Dampfer, die in der Vergangenheit nie geraucht haben,  dann könnte man ihr Krankheitsrisiko mit dem von Rauchern vergleichen. In Anbetracht der Tatsache, dass sich Herz-Kreislauf-Erkrankungen erst nach vielen Jahren (wenn nicht Jahrzehnten) des Rauchens entwickeln, müsste man Menschen untersuchen, die E-Zigaretten über viele Jahre hinweg benutzen. Schließlich würde man erwarten, dass entweder Längsschnittstudien oder zumindest Querschnittsstudien mit Daten über die Dauer und Häufigkeit des E-Zigarettenkonsums, den früheren und aktuellen Raucherstatus und Informationen über den zeitlichen Zusammenhang zwischen der Exposition (E-Zigarettenkonsum) und der Entwicklung der Krankheit (die Krankheit muss lange NACH Beginn des E-Zigarettenkonsums auftreten, es sei denn, jemand glaubt, dass der Beginn des E-Zigarettenkonsums heute eine Krankheit verursachen kann, die Monate oder Jahre zuvor aufgetreten ist) analysiert werden.

Haben sie irgendetwas von dem oben Genannten getan?

NATÜRLICH NICHT.

Die Meta-Analyse umfasste 107 Studien, die 124 Odds Ratios (ORs) ergaben. Die meisten Daten (97 der 124 ORs) stammen jedoch aus Querschnittsstudien, d. h. Studien, in denen zu einem einzigen Zeitpunkt gefragt wurde, ob man E-Zigaretten benutzt und ob man eine Krankheit hat. Diesen Studien fehlt es an Informationen über die zeitliche Abfolge der Ereignisse, so dass sie unbrauchbar sind. Ich möchte alle an den Skandal einer anderen Studie von Prof. Glantz erinnern, in der er berichtete, dass der Konsum von E-Zigaretten das Risiko eines Myokardinfarkts laut einer Querschnittsstudie erhöht. Der Skandal bestand NICHT darin, dass seine Schlussfolgerung für das von ihm analysierte Studiendesign unangemessen war, sondern darin, dass die Studie selbst DATEN über die zeitliche Abfolge der Ereignisse enthielt und die meisten E-Zigarettenkonsumenten mit dem Konsum erst begonnen hatten, nachdem sie einen Myokardinfarkt erlitten hatten. Seltsamerweise versäumten es Prof. Glantz und seine Kollegen diese Information zu untersuchen und zu berichten. Schließlich wurde die Studie nach wiederholten Briefen von vielen von uns an die Herausgeber der Zeitschrift zurückgezogen. Außerdem wissen wir nicht, wie lange die Teilnehmer in der Analyse gedampft haben, wie viel sie gedampft haben (sie schlossen Personen ein, die in den letzten 30 Tagen einmalig gedampft haben), ob die Krankheit vor oder nach dem Beginn des E-Zigarettenkonsums auftrat, ob und wie lange sie mit dem Rauchen aufgehört hatten und ob es sich bei den Doppelkonsumenten um Personen handelte, die jeden Tag rauchen und einmal pro Woche dampfen, oder um Personen, die jeden Tag dampfen und einmal pro Woche rauchen (es ist nicht nötig, den Unterschied im Risikoprofil zwischen den beiden zu erklären) 3

Die Studie erinnert mich an frühere Versuche, das Raucherentwöhnungspotenzial von E-Zigaretten zu diskreditieren. Im Jahr 2016 veröffentlichten Kalkoran und Glantz eine Metaanalyse 4, in der sie behaupteten, dass E-Zigaretten die Raucherentwöhnung verhindern, indem sie Teilnehmer einschlossen, die zu Beginn der Studie versagt hatten, sowie Personen, die nur mit E-Zigaretten experimentierten (diese Studie untersuchte die Auswirkungen des Experimentierens mit der einmal wöchentlichen Verabreichung eines Nikotinpflasters oder einer Vareniclin-Pille auf die Raucherentwöhnung). Heute wissen wir nicht nur, dass E-Zigaretten bei der Raucherentwöhnung wirksam sind 5, sondern auch, dass sie derzeit DAS BESTE 6 verfügbare Hilfsmittel zur Raucherentwöhnung sind, ebenso wirksam wie Vareniclin, das jedoch vom Markt genommen wurde.

Die Studie erinnert mich auch an einen Leserbrief 7, den ich zusammen mit Ray Niaura von der New York University verfasste und in dem wir eine Studie von Alzahrani et al. 8 kommentierten (Prof. Glantz war ebenfalls Mitautor), in der erneut ein Zusammenhang zwischen dem Konsum von E-Zigaretten und Herzinfarkten festgestellt wurde. In diesem Schreiben kritisierten wir die Behauptung über ein „erhöhtes Risiko“ und präsentierten Analysen aus derselben Querschnittserhebung (National Health Interview Survey 2016 und 2017), die zeigen, dass die Einnahme von verschriebenen Medikamenten zur Senkung des Cholesterinspiegels (d. h. hauptsächlich Statine) unabhängig voneinander mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit verbunden war, einen Herzinfarkt zu erleiden (OR=2,15, 95% CI=1,65, 2,80, p<0,001) und eine koronare Herzkrankheit zu haben (OR=2,05, 95% CI=1,65, 2,55, p<0,001), ein „Risiko“, das sogar höher war als eine Hypercholesterinämie!!! Es liegt auf der Hand, dass mit einer solchen Methodik KEIN Risiko ermittelt werden kann.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Studie keinerlei Beweise für ein mit dem E-Zigarettenkonsum verbundenes Risiko liefert, weder absolut noch im Vergleich zum Rauchen. Die Frage, die in dieser Meta-Analyse behandelt werden sollte, kann mit den in die Analyse einbezogenen Studien NICHT untersucht werden. Dies ist ein weiteres Beispiel für schlechte Forschung, die nicht nur keine neuen Erkenntnisse liefert, sondern wahrscheinlich auch politisch genutzt wird, um prohibitive Agenden zu unterstützen, die der öffentlichen Gesundheit schaden.

Quellen

  1. https://www.ecigarette-research.org/research/index.php/research/2024/281-ecig-disease – [Archivlink]
  2. Glantz et al.; University of California San Francisco; 2024;
    Population-Based Disease Odds for E-Cigarettes and Dual Use versus Cigarettes;
    https://evidence.nejm.org/doi/full/10.1056/EVIDoa2300229
    DOI: 10.1056/EVIDoa2300229
    [Archivlink]
  3. Siehe auch: [DE] DampfFreiheit: [US] Schrott Studie zu Dampfen und Krebs zurückgezogen – DampfFreiheit
  4. Kalkhoran et al.; University of California San Francisco; 2016;
    E-cigarettes and smoking cessation in real-world and clinical settings: a systematic review and meta-analysis;
    https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26776875/
    DOI: 10.1016/S2213-2600(15)00521-4
  5. Hartmann-Boyce et al.; University of Oxford; 2021;
    Electronic cigarettes for smoking cessation;
    https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33913154/
    DOI:10.1002/14651858.CD010216.pub5
  6. Lin et al.; Peking University; 2024;
    Efficacy of Electronic Cigarettes vs Varenicline and Nicotine Chewing Gum as an Aid to Stop Smoking – A Randomized Clinical Trial
    https://jamanetwork.com/journals/jamainternalmedicine/fullarticle/2814489
    DOI:10.1001/jamainternmed.2023.7846
  7. Farsalinos et al.; 2019;
    Letters to the Editor – E-cigarette Use and Myocardial Infarction: Association Versus Causal Inference
    https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30898223/
    DOI: 10.1016/j.amepre.2018.11.013
  8. Alzahrani et al.; George Washington University; 2018;
    Association Between Electronic Cigarette Use and Myocardial Infarction;
    https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30166079/
    DOI: 10.1016/j.amepre.2018.05.004

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