Bis vor kurzem war Kanada auf dem richtigen Weg, Dampfen zur Tabakschadensminimierung anzuerkennen. Dann kam der unsägliche Medienhype aus den USA mit der angeblichen „E-Dampf-Epidemie“ unter Jugendlichen. Seit dem geht es politisch mit dem Dampfen in Kanada bergab. Health Canada sieht nun in ihrem aktuellen Gesetzesentwurf ein Verbot der Aromenvielfalt für E-Dampfprodukte vor.
Am 19. Juni 2021 wurde in der Canada Gazette der Bericht von Health Canada veröffentlicht, „Order Amending Schedules 2 and 3 to the Tobacco and Vaping Products Act (Flavours) – Anordnung zur Änderung der Anhänge 2 und 3 des Gesetzes über Tabak- und Dampfprodukte (Aromen)“ 1. Health Canada sieht ein riesiges Problem damit, dass Jugendliche E-Zigaretten ausprobieren und meint ausgemacht zu haben, dass dies an der Vielzahl der Geschmacksrichtungen liege. Weiter würde die Nutzung von E-Dampfprodukte zu einer „Nikotinexposition“ führen, somit in die „Nikotinabhängigkeit“ und zu guter Letzt steige das Risiko des Tabakkonsums.
Typisches ANTZ-Geschwätz!!!
Wir wissen – und das zeigt auch die DEBRA Studie 2 – das Jugendliche neugierig sind und auch mit E-Dampfprodukte experimentieren. Aber dadurch nicht zu dauerhaften Konsumenten von E-Dampfprodukten werden und schon gar nicht deswegen anfangen zu Rauchen. Weiter wird gerade im amerikanischen Raum immer nur auf die 30-Tage-Prävalenz geschaut, sprich, hat ein befragter Jugendlicher 1x an einer Dampfe in den letzten 30 Tagen gezogen, wird er automatisch mitgezählt.
Der Gesetzesentwurf sieht vor:
Die vorgeschlagene Verordnung zur Änderung der Anhänge 2 und 3 des Gesetzes über Tabak- und E-Dampfprodukte (Aromen) und die vorgeschlagenen Standards für die Verordnungen über sensorische Eigenschaften von Vaping-Produkten (der Vorschlag) würden einen komplementären, dreigleisigen Ansatz zur Einschränkung von aromatisierten E-Dampfprodukten implementieren.
Erstens würde es die Förderung von Aromen in Dampfprodukten weiter auf Tabak, Minze, Menthol und eine Kombination aus Minze und Menthol (Minze/Menthol) beschränken, auch durch Hinweise oder Abbildungen auf der Verpackung.
Zweitens würden alle Zucker und Süßstoffe sowie die meisten Aromastoffe verboten, mit begrenzten Ausnahmen, um Tabak- und Minz-/Mentholaromen zu verleihen. Drittens würde es Standards für sensorische Attribute vorschreiben, um eine andere Sinneswahrnehmung als die für Tabak oder Minze/Menthol typische zu verhindern.
Der Hammer ist auf S. 140 der Gesetzänderung:
Etwa 46 % der derzeitigen Dampfer (Konsum in den letzten 30 Tagen) im Alter von 20 Jahren und älter sind Doppelnutzer (DUAL USE, d.h. Personen, die Zigaretten rauchen und auch Dampfen). Der Gesamtgewinnverlust der Dampfindustrie, die auch Tabakprodukte herstellt, kann durch die Substitution von Tabakkäufen von Doppelnutzern, die wieder zum Rauchen zurückkehren würden und Erwachsenen, welche rauchen, und auch weiterhin rauchen, anstatt auf Dampfprodukte mit Tabak- oder Minz-/Mentholgeschmack umzusteigen, ausgeglichen werden.
Nach Inkrafttreten des Vorschlags wird davon ausgegangen, dass einige Dual-User, die derzeit aromatisierte Dampfprodukte verwenden, ihre Einkäufe nicht durch Dampfprodukte mit Tabak- und Minz-/Mentholgeschmack ersetzen werden. Sie würden sich dafür entscheiden mehr Zigaretten zu kaufen und damit den Umsatzverlust bei E-Dampfprodukten mit Tabak- und Minz-/Mentholgeschmack ausgleichen.
Im Klartext:
- Health Canada unterstellt zum einen den E-Dampfproduktehersteller, dass sie auch Tabakprodukte herstellen. Dies ist für die meisten nicht der Fall. Die Hauptakteure in der E-Zigarettenindustrie sind unabhängig vom Tabak. Nur die Tabakindustrie, welche auch auf den Zug aufgesprungen ist, stellt beides her und wäre in der Lage finanzielle Verluste bei E-Dampfprodukte mit dem Verkauf von Tabakprodukten auszugleichen. Für die reine E-Zigarettenindustrie wäre ein Aromenverbot der Anfang vom Ende!
- Zum anderen nimmt Health Canada mit dieser Aussage bewusst in Kauf, dass Menschen, welche gerade im Begriff sind vom Rauchen auf das Dampfen umzusteigen und somit aktuell Dual-User sind, diese der sicheren Alternative beraubt und sie zum Tabakkonsum zurücktreibt!
Gerade die Vielfalt der Aromen ist der Erfolgsgarant für den Wechsel vom Rauchen auf das Dampfen! Dies zeigen immer wieder Umfragen unter Dampfer, wie hier von der IG-ED 3: die Masse der Dampfer bevorzugt fruchtige und süsse Aromen, erst abgeschlagen mit großem Abstand kommen Menthol- und Tabakgeschmack.
Dies ist wieder ein typischen Beispiel der Indoktrination von Behörden mit der „Un-„Logik der international vernetzten Tabakkontrollideologisten. Dadurch wird das Rauchen eher gefördert als eingedämmt, denn risikoreduzierte nikotinhaltige Alternativen werden kaputt reguliert.
Health Canada ist auch wieder so ein Beispiel, dass die Politik sich gerne die schlechten Vorbilder anderer Staaten abschaut anstatt eigene Wege zu gehen, denn:
Der Vorschlag würde nicht mit den Maßnahmen in den Vereinigten Staaten übereinstimmen, da es dort derzeit auf Bundesebene keine Beschränkungen für Aromen in Dampfprodukten gibt. Der Vorschlag würde jedoch im Allgemeinen an die Geschmacksbeschränkungen in Dänemark angepasst, wo andere charakterisierende Aromen als Tabak und Menthol verboten sind.
Ein großer Dampferladenbetreiber in Kanada, Dash Vapes, hat dazu eine Pressemitteilung veröffentlicht, „Proposed ban on vaping flavours will push Canadians back to smoking traditional cigarettes, admits Health Canada’s own report – Das vorgeschlagene Verbot des Verdampfens von Aromen wird die Kanadier dazu bringen, traditionelle Zigaretten zu rauchen, gibt der eigene Bericht von Health Canada zu“ 4.
Darin sagt Shai Bekman:
Wie würde das Verbot von Dampfaromen Kanadiern helfen, die versuchen, mit dem Rauchen aufzuhören?
Das ist, als ob man genesenden Alkoholikern sagt, dass sie keinen Eistee mit Zitrone trinken können. Stattdessen müssen sie alkoholfreies Bier trinken.
Ja, es gibt Nikotin in E-Liquid, das zum Verdampfen verwendet wird, aber der Sinn des Verdampfens besteht darin, Ihren Schaden zu verringern.
Dazu hat Dash Vapes auch ein satirisches YouTube Video veröffentlicht, in welchem Health Canada parodiert wird und die Tabakzigarette als Ausstieg aus dem E-Dampfkonsum anpreist: https://youtu.be/VJn4LkIYOy4
Als wäre das nicht alles schlimm genug, orientiert sich Kanada auch noch an der unsäglichen TPD2 der EU und ab dem 08.07.2021 gibt es auch dort eine Beschränkung der Höchstgrenze für Nikotin auf max. 20mg/ml 5. Zudem soll es auch ab 2022 eine „Sünden-„Steuer auf Liquids geben 6.
Eines ist klar: Regulation never ends…
Weiterführende Informationen
- [CA] ConsumerChoiceCenter: DON’T BAN FLAVOURED VAPES
- [CA] Regulator Watch: Canada’s proposed flavour ban will harm public health
- [CA] Rights4Vapers: Tobacco Harm Reduction, a Human Rights Issue
- [DE] DampfFreiheit: [US] Studie – Aromenverbote fördern das Rauchen
- [EU] eureporter: Vaping flavour bans prove own goal for public health advocates
Quellen
- Order Amending Schedules 2 and 3 to the Tobacco and Vaping Products Act (Flavours) S.98ff –
https://gazette.gc.ca/rp-pr/p1/2021/2021-06-19/pdf/g1-15525.pdf - https://www.debra-study.info/
- https://docs.google.com/forms/d/e/1FAIpQLScbSjxaQ_KN4fBAe9pE2dQGejPonMLOxOA8xTLt9tNZVUDt0A/viewanalytics
- https://www.newswire.ca/news-releases/proposed-ban-on-vaping-flavours-will-push-canadians-back-to-smoking-traditional-cigarettes-admits-health-canada-s-own-report-817566960.html
- https://www.vapingpost.com/2021/07/07/canadas-nicotine-cap-goes-into-effect-on-july-8th/
- https://www.vapingpost.com/2021/05/14/canada-proposes-new-federal-vape-tax-from-2022/