Auf dem FAZ Blog „Schlaflos“ gerichtet an Eltern, ist ein Blogbeitrag zur E-Zigarette erschienen. Der Titel, „Vaping statt Rauchen – das Märchen vom harmlosen Genuss“ 1, alleine verrät dem aufgeklärten Leser, dass es hier wieder einmal voll gegen die E-Dampfe geht.
Die Autorin Sonja Heldt (laut FAZ ein Pseudonym 2) erinnert sich an ihre eigene Jugend, wie sie den Verführungen der Tabakindustrie erlegen und vor allem innerhalb der Clique cool sein wollte und geraucht hat. Anschließend wie stark sie wohl gegen die Tabaksucht gekämpft haben muss um dieses Laster los zu werden.
Interessanterweise schreibt die Autorin hier von „Nikotinsucht“ anstatt korrekterweise Tabaksucht, damit wird schon die Richtung vorgegeben, in welche der Artikel zu laufen hat.
Es kommt nun der Schwenk auf ihre eigene Tochter, welche aktuell im jugendlichen Alter von 16 ist. Korrekterweise schreibt Frau Heldt, dass Jugendliche experimentieren und „Erwachsene-Dinge“ ausprobieren wollen. Und Potzblitz, findet sie natürlich ein „kleinen schwarzen Plastikaufsatz“ im Garten. Ihre Tochter erklärt ihr, dass sei ein Teil einer E-Zigarette.
Ab jetzt wird der „Erlebnisbericht“ dramatisch. Die Autorin glaubte bisher sei die Shisha (hier wird Tabakmelasse mit Hilfe von Kohle erhitzt, verglüht und durch eine Wasserpfeife den Rauch inhaliert) eine potentielle Bedrohung für ihre Tochter aber das Dampfen ist noch viel unheimlicher. Frau Heldt „recherchiert“ direkt im Internet und „taucht in die Dampfwelt ab“. Alleine schon das „Abtauchen“ wird hier als Stilmittel genutzt, als wäre die E-Zigarette etwas verruchtes, dass heimlich genutzt wird und von Dealern an jeder Straßenecke angeboten wird. Dann wird auch noch ein unsäglicher Artikel der Stiftung Warentest 3 verlinkt, welcher 2015 veröffentlicht wurde und seit dem immer wieder um neue Unwahrheiten aus dem Bereich der Anti-Raucher-Anti-Dampferfraktion erweitert wird. Die Kommentare der aufgeklärten Dampfer darunter sprechen für sich. Diese hätte Frau Heldt mal lesen sollen, dann müsste sie sich nicht soviel Sorgen machen.
Natürlich wird auch der Hype aus den USA zur JUUL wieder zum Thema gemacht und olle Kamellen hervorgeholt, wie die JUUL sei nur dafür da Jugendliche zum Einstieg in das Dampfen zu verführen. Die Krönung der Desinformation kommt einher, in dem die Autorin auch noch die Todesfälle in den USA aus dem Jahre 2019 fälschlicherweise in den Zusammenhang mit der E-Zigarette bringt, anstatt die Wahrheit zu schreiben, dass diese aufgrund illegaler, mit Vitamin E-Acetat gestreckter THC-Liquids vom Schwarzmarkt herrühren. Aber das passt so schön in das Bild und so wird das nachgeschreibselt, was die Medien an Unsinn vertreiben. Hätte Frau Heldt nur ein wenig weiter recherchiert, dann wäre sie auch auf Artikel 4, 5, 6, 7 gestossen, welche Fakten liefern und nicht nur Mutmaßungen.
Zu guter Letzt verweist Frau Heldt auf das beschlossene Tabakwerbeverbot, in welchem „endlich“ auch die E-Zigarette aufgenommen wurde, damit Eltern ihre heranwachsenden Kinder „besser aufklären“ können, was die „böse“ Tabak- und E-Zigarettenindustrie mit ihnen vor hat.
Je länger ich diesen Beitrag beim schreiben betrachte um so mehr wird in mir der Eindruck erweckt, das ist kein Erfahrungsbericht, dass ist ein gezielter Beitrag gegen die E-Zigarette, vielleicht von einem Helferlein aus dem Dunstkreis des ABNR?
Im Stil erinnert mich diese ganze Zusammenfassung an die erst kürzlich ausgestrahlte, unsägliche ARTE Dokumentation „Nikotin – Droge mit Zukunft“ 8. Hätte Frau Heldt ordentlich recherchiert, dann hätte sie auch zur Kenntnis nehmen müssen, das der wissenschaftliche Konsens ist, dass E-Dampfprodukte beim Rauchstopp helfen und das vor allem die Gatewaytheorie, vom Dampfen zum Rauchen, sich unter Jugendlichen in zig Studien nie belegt werden konnte. In diesem Beitrag wird moralisiert und ideologisiert aber auf die Idee zu kommen, Eltern müssen ihre Kinder faktenbasiert aufklären, kam sie nicht. Ja, E-Dampfprodukte sind erst ab 18 Jahren, sowie auch Tabakprodukte aber bevor Jugendliche mit der Tabakzigarette experimentieren, muss man sich auch als Eltern fragen, was ist für die Gesundheit gefährlicher und wo entsteht die größte Abhängigkeit?
Pro-Tipp: die E-Zigarette ist es nicht.
Quellen
- Artikel archiviert bei archive.org: https://web.archive.org/web/20201014103054/https://blogs.faz.net/schlaflos/2020/10/13/vaping-statt-rauchen-das-maerchen-vom-harmlosen-genuss-5386/
- Archiviert bei archive.org: https://web.archive.org/web/20201014125437/https://blogs.faz.net/schlaflos/author/heldt/
- Artikel archiviert bei archive.org: https://web.archive.org/web/20201014120112/https://www.test.de/E-Zigarette-Ist-Dampfen-weniger-gefaehrlich-als-Rauchen-4817257-0/
- https://ezigarettenleben.de/ezigaretten-sind-nicht-schuld/
- https://ig-ed.org/2019/10/stellungnahme-e-dampf-produkte-sind-sicher/
- https://ig-ed.org/2019/10/prof-dr-mayer-offener-brief-lungenerkrankungen-in-usa-durch-das-dampfen-illegaler-thc-liquids/
- https://ig-ed.org/2020/09/evali/
- https://ch-lippmann.de/blog/dampffreiheit/2020/09/de-arte-nikotin-droge-mit-zukunft/