[US] Studie – Dampfen und COVID-19?

Die Studie, „Association Between Youth Smoking, Electronic Cigarette Use, and Coronavirus Disease 2019“ 1 meint herausgefunden zu haben, dass Dampfer und Dual-User (Rauchen und Dampfen) ein höheres Risiko an COVID-19 zu erkranken, als Nichtraucher und Nichtdampfer.

Die Deutsche Welle nimmt dankbar die neueste, unsinnige Studie aus den USA auf und verbreitet auf ihrer Website unter dem Titel „E-Zigaretten-Dampfen erhöht das Corona-Risiko erheblich“ 2 dies ohne irgendwie zu hinterfragen.

Aber schauen wir, was wissenschaftliche Experten im Bereich der Tabakschadensminimierung zu dieser Studie sagen.

Prof. Dr. Bernd Mayer, Toxikologe, meint dazu auf Facebook 3:

Eine soeben veröffentlichte Studie der Arbeitsgruppe Halpern-Felsher (Stanford) berichtet über ein angeblich 5-fach höheres Covid-19 Infektionsrisiko von dampfenden Teenagern im Vergleich zu nicht dampfenden Kontrollen. Demnach wäre Dampfen – abgesehen vom Lebensalter – der stärkste bisher identifizierte Risikofaktor für Covid-19. In USA wurde die FDA aufgrund dieses Ergebnisses bereits aufgefordert, bis zur Beendigung der Pandemie alle E-Zigaretten zu verbieten.

Die Schlussfolgerung der Autoren beruht auf der häufigeren Diagnose von Covid-19 unter dampfenden Teens. Die wurden allerdings 9 mal öfter getestet als die Kontrollen. Bei den Getesteten gab es keinen Unterschied (13.1 vs. 13.7 Positive Dampfer bzw. Nichtdampfer). Somit stellt sich allenfalls die Frage, warum Dampfer fast 10x häufiger getestet wurden als Nichtdampfer, erhöhtes Covid-19 Risiko der Dampfer kann ich jedenfalls keines entdecken.

Außerdem implizieren die Daten, dass das Risiko von gelegentlichem früherem Dampfen signifikant höher wäre als jenes von aktuellem regelmäßigem Dampfen, was hochgradig unplausibel ist. Dazu kommen die sehr kleinen Fallzahlen und entsprechend riesige Streuungen.

Aber the damage is done, wie die Briten zu sagen pflegen. Anti-Dampf-Aktivisten werden das mit tatkräftiger Hilfe der Medien vermutlich bis zur Erschöpfung ausschlachten. Wäre ich Capo eines Tabakkonzerns würde ich die aktuellen Ergebnisse der gut dokumentierten Schutzwirkung des Rauchens gegenüberstellen und alle Dampfer dazu ermutigen, schleunigst wieder Marlboros zu kaufen.

Dr. Konstantinos Farsalinos, Kardiologe, schreibt auf Facebook 4 (Google Translator):

Beeindruckender Titel:
SOS beim Dampfen! Erhöhtes Coronavirus-Risiko bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen 5

In den Titeln, Texten und Pressemitteilungen der Wissenschaftler fehlen jedoch in der Regel die Details.

Die Studie ergab, dass bei denen, die mindestens einmal in ihrem Leben E-Zigaretten probiert hatten, mit höherer Wahrscheinlichkeit COVID-19 diagnostiziert wurde, während bei denen, die getestet worden waren, die Wahrscheinlichkeit, dass sie getestet wurden, um ein Vielfaches höher war als bei denen, die noch nie E-Zigaretten probiert hatten.

ABER diejenigen, die JETZT Benutzer sind (einmal im Monat bis täglich die E-Zigarette verwenden), hatten KEINE Erhöhung der Wahrscheinlichkeit, mit COVID-19 diagnostiziert zu werden, obwohl sie auch weit mehr Tests unterzogen wurden, als diejenigen, die keine E-Zigarette verwendeten (laut der Studie).

Die Schlussfolgerung könnte also lauten: E-Zigarette, probieren Sie diese nicht alleine aus, verwenden Sie diese regelmäßig, um nicht mit COVID-19 diagnostiziert zu werden. Ich scherze natürlich, aber der Titel und die angeblichen Schlussfolgerungen sind genauso süß. Sozusagen waren Menschen, die einmal in ihrem Leben Speck probiert haben, fettleibig, aber diejenigen, die jeden Tag Speck essen, haben ein normales Gewicht !!!

Die obige Anzahl von Tests könnte die meisten bestätigten Fälle erklären (wir sagten, nur für diejenigen, die gerade E-Zigarette ausprobiert haben), aber es gibt auch dort ein Problem.
Die Studie wurde vom 10. bis 14. Mai in den USA bei Menschen im Alter von 13 bis 24 Jahren durchgeführt. Bis zum 14. Mai wurden in den USA (weltweit) insgesamt knapp 10 Millionen diagnostische Tests für COVID-19 durchgeführt. In der von uns diskutierten Studie wurden die Teilnehmer natürlich gefragt, ob sie einen Test gemacht haben. Basierend auf den Ergebnissen und der Verringerung der Bevölkerung wurden 4 Millionen Tests an Menschen im Alter von 13 bis 24 Jahren durchgeführt !!! Das heißt, 40% der Tests wurden in dieser Altersgruppe durchgeführt. Ich habe keine Daten für Tests nach Altersgruppen in den USA gefunden, aber ich bezweifle ernsthaft, ob es mit dem in Amerika bestehenden Mangel möglich ist, in diesen Altersgruppen zu testen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Teilnehmer einfach aus ihrer Fantasie heraus geantwortet haben (es gab keine offizielle Bestätigung, ob ein Test gemacht wurde oder ob er positiv ausfiel).

Somit eine weitere Hysterie aus den USA zur E-Zigaretten, wie die THC-Öle, die von August letzten Jahres bis Januar diesen Jahres mit einem großen Bimmbammborium als durch den Konsum von E-Zigaretten verursacht dargestellt wurden, die eine Epidemie der Lungentoxizität verursachten, und schließlich stillschweigend zugab, dass es nur die THC-Öle waren, welche das Problem verursachen (nur dass die Bevölkerung in Amerika schon jetzt glaubt, dass E-Zigaretten schuld waren) …

Der US-Verbraucherverband American Vaping Association hat dazu ebenfalls eine Pressemitteilung 6 veröffentlicht:

Anti-E-Dampf-Forscher verwenden Pseudowissenschaften, um Schlagzeilen zu generieren.

Die Ergebnisse einer Online-Umfrage unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die gerade im Journal of Adolescent Research veröffentlicht wurde, zeigen keinen Zusammenhang zwischen der derzeitigen ausschließlichen Verwendung von Dampfprodukten oder brennbaren Zigaretten und der Diagnose, von COVID-19 positiv.

Trotz dieser Erkenntnisse und der großen Einschränkungen, die Online-Umfragen mit sich bringen, haben einige Journalisten die Gelegenheit genutzt, Schlagzeilen zu machen, in denen erklärt wird, dass jugendliche Dampfer bis zu siebenmal häufiger an COVID-19 erkranken. Dieser Befund basiert auf den Ergebnissen der Befragten, die sowohl über das Rauchen von Zigaretten als auch über das Dampfen berichteten. Wie oben erwähnt, verschwand die Assoziation jedoch, als die Forscher Jugendliche und junge Erwachsene untersuchten, die nur über Dampfen oder Rauchen berichteten.

Gregory Conley: „Diese Online-Umfrage ergab keinen Zusammenhang zwischen der ausschließlichen Nutzung der E-Zigarette in den letzten 30 Tagen und der Meldung eines positiven COVID-19-Tests. Mit anderen Worten, die Aktivistenforscher hatten mit dem Hauptziel, nämlich eine Verbindung zwischen dem Dampfen und COVID-19 zu finden, keinen Erfolg.“

Der Beitrag der Deutschen Welle ist wieder einmal ein Beispiel dafür, wie hierzulande Stimmung gegen die E-Zigarette gemacht wird. Über sogenannte Junk-Science wird groß und breit berichtet, während über sauber erstellte Studien rund um das Thema Dampfen kein Wort verloren wird. In den USA wird aufgrund solcher Berichte schon Druck auf die FDA ausgeübt, die E-Zigarette streng zu regulieren. Das große Problem dabei ist, dass die Politik auf solche Sachen reagiert und nicht offen ist für Fakten und daher ebenfalls gegen die E-Dampfe arbeitet. Die großen Gewinner in diesem Spiel werden die Tabak- und Pharmaindustrie sein, wenn eine sicher Alternative zum Rauchen kaputt reguliert wird. Leidtragende sind hier die Raucher und Dampfer.

Update 18.08.2020

Unglaublich, die Bundesdrogenbeauftragte Daniela Ludwig, springt auf den Zug auf und verteilt auf Facebook 7 diese Falschaussagen der Studie! Hier zeigt sich deutlich die Ignoranz gegenüber den Fakten und/oder die Ahnungslosigkeit zu diesem Thema. Das ist äusserst bedauerlich, denn beides ist schädlich für die Gesundheit der rauchenden und dampfenden Menschen.

Update 15.09.2020

Dr. Konstantinos Farsalinos et al. haben sich die Studie genauer angesehen und kommen in einer Vorabveröffentlichung, „E-cigarette use and COVID-19 in youth and young adults: serious questions about data reliability and call for retraction8, zu dem Schluss, dass die Datengrundlage mehr als nur dürftig ist:

Die vorgeschlagenen Schlussfolgerungen und die Interpretation der Studienergebnisse können nicht als zuverlässig angesehen werden. Diese Fragen werfen die Frage auf, die Studie zurückzuziehen.

 

Weiterführende Informationen

Quellen

  1. https://doi.org/10.1016/j.jadohealth.2020.07.002
  2. https://www.dw.com/de/e-zigaretten-dampfen-erh%C3%B6ht-das-corona-risiko-erheblich/a-54525828
  3. https://www.facebook.com/Belidampft/posts/2738084919806413
  4. https://www.facebook.com/konstantinos.farsalinos/posts/1633237013494710
  5. https://www.newsit.gr/kosmos/SOS-gia-to-atmisma-ayksimenos-kindynos-gia-koronoio-se-efivous-kai-neous-enilikous/3083629/
  6. https://vaping.org/press-release/stanford-study-finds-no-association-between-exclusive-vaping-positive-covid-19-diagnosis/
  7. https://www.facebook.com/story.php?story_fbid=1865269163609609&id=351364005000140
  8. https://www.qeios.com/read/TCEJ7G

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