[US] FDA – Richtungswechsel bei Regulierung der E-Zigarette

Letzten Freitag, 28.07.2017, ist die Verkündigung des Chefs der FDA, Scott Gottlieb, die unsägliche Regulierung der E-Zigarette/E-Dampfe auf 2022 zu verschieben, so kurz vor dem Wochenende eingeschlagen wie eine Bombe.
Diese Ankündigung war teil einer Rede zur neuen Strategie der FDA beim Thema Tabakkontrolle.

Die Medien sind hauptsächlich auf das Thema Nikotinreduzierung in Tabakzigaretten eingegangen, welches u.a. zu massiven Kurseinbrüchen bei Aktien der großen Tabakkonzerne geführt hat.

Interessant am Artikel der SZ ist der Kommentar von Dr. Ute Mons (Leiterin der WHO-Kollaborationsstelle für Tabakkontrolle mit Sitz im dkfz), welche der Meinung ist, dass dieser Richtungswechsel der FDA die richtige Entscheidung ist.

Zitat:

„Raucher sollen zum Umstieg auf weniger schädliche Alternativen bewegt werden.“ So will die FDA den Nikotingehalt in E-Zigaretten vorerst nicht antasten. Elektronische Zigaretten sollen zunächst „unvoreingenommen auf mögliche gesundheitliche Vorteile und Risiken“ überprüft werden. „Das ist ein echter Richtungswechsel“, sagt Mons. Da in E-Zigaretten eine Flüssigkeit verdampft statt Tabak zu verbrennen, gelangen deutlich weniger Schadstoffe in die Lungen der Konsumenten.

Ist das auch bei der WHO-Kollaborationsstelle für Tabakkontrolle im dkfz eine Art Richtungswechsel, ihre Blockadehaltung der letzten Jahre gegenüber der E-Dampfe langsam aufzugeben?
Schlussendlich ist die Faktenlage, welche für die Nutzung der E-Zigarette spricht, mittlerweile nicht verleugbar.

 

Für die Dampfer in den USA aber auch weltweit, ist dieser Richtungswechsel der FDA eher ein Hoffnungsschimmer, dass die Behörden und die Politik endlich erkennt, dass die E-Dampfe eine gesundheitliche besser zuträgliche Alternative für Raucher ist! Wenn die geplante Regulierung der E-Dampfe in den USA im nächsten Jahr gekommen wäre, hätte dies wohl zu einem Einbruch des dortigen Marktes und der Dampferszene geführt. Unabhängig davon wären wohl viele Dampfer, welche das Rauchen mit Hilfe der E-Zigarette aufgegeben haben, wieder „rückfällig“ geworden und würden zum Glimmstengel greifen.

Es ist noch kein Sieg für die E-Dampfe aber eine Chance, denn die Verbraucherorganisation CASAA und die Händlerorganisation SFATA in den USA nun 4 zusätzliche Jahre um genügend Gespräche mit der FDA führen zu können bzw. um eine für alle Seiten (Verbraucher, Händler, Politik) angemessene Regulierung zu kämpfen.

 

Kommentare und Beiträge von Persönlichkeiten welche für die Nutzung der E-Dampfe als Alternative zum Rauchen eintreten

 

Videobeitrag von Philgood auf seinem YouTubekanal Liquidhimmel:

 

Prof. Dr. Bernhard-Michael Mayer, Toxikologe an der Uni Graz, hat auf Facebook folgenden Kommentar veröffentlicht:

In den Medien wurde die Ankündigung von Scott Gottlieb im Wesentlichen auf die von der FDA angedachte Reduktion des Nikotingehalts von Tabakzigaretten reduziert. Auch in den sozialen Netzwerken hat die Diskussion darüber die gute Nachricht über die unerwartete Aussetzung der deeming regulations überspielt und zu teilweise heftigen negativen Reaktionen geführt.

Haupttenor war dabei die offensichtliche Widersinnigkeit, den einzigen für Raucher nützlichen Stoff im Tabak zu reduzieren und Konsumenten damit verstärkt den schädlichen Verbrennungsstoffen auszusetzen. Die Befürworter von „very low nicotine cigarettes“ (VLNC) mit 10-fach reduziertem Nikotingehalt mögen zwar zu Paternalismus und Prohibition neigen, sind aber nicht dumm. Letztendlich geht es ihnen darum, durch verpflichtende Einführung von VLNC Rauchern das Rauchen madig zu machen und Jugendliche vom Einstieg abzuhalten. Damit nähert sich die FDA so weit wie möglich einem Totalverbot von Tabakzigaretten.

THR-Proponenten im Lager der hardcore Tabakkontrolle hoffen mit dieser Strategie Raucher zum Umstieg auf weniger schädliche Produkte (Ecigs, HnB, Snus) motivieren zu können.
Abgesehen davon, dass ich die gesetzlich verpflichtende Einführung von VLNC (aus finanzpolitischen u.a. Gründen) bezweifle, wären die Konsequenzen einer derartig prohibitionistischen Regulierung zu hinterfragen. Es sind auch andere Szenarien denkbar, die nicht im Sinne der Erfinder wären. Hier ein paar einander nicht unbedingt ausschließende Möglichkeiten, die mir auf die Schnelle eingefallen sind (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

1. Raucher kompensieren das fehlende Nikotin durch verstärktes Rauchen (intensiver ziehen, mehr Zigaretten).
Das hat bei den „Lights“ funktioniert, ob es auch mit VLNC möglich wäre, ist fraglich. Wenn ja, wäre das ein Schuss ins Knie der Tabakkontrolle, der mit Förderung von Big-T (und Erhöhung der Steuereinnahmen) einhergehen würde.

Wenn man das fehlende Nikotin nicht kompensieren kann (wovon ich ausgehe), wäre die Regulierung ein de facto Verbot von Tabakzigaretten mit unterschiedlichen denkbaren Konsequenzen:

2. Raucher hören auf oder steigen auf THR-Produkte um, Jugendliche bleiben Nichtraucher.

3. Raucher drehen sich ihre Zigaretten mit „normalem“ Pfeifentabak selbst.

4. Erwachsene Raucher und experimentierfreudige Jugendliche „pimpen“ ihre VLNC mit Nikotinlösung.

5. Raucher bedienen sich am (dann massiv expandierenden) Schwarzmarkt, der über illegale Importe gespeist wird.

Von den fünf genannten Varianten entspricht nur #2 der Hoffnung/Prognose der Befürworter. Die VLNC-Strategie könnte aber auch ins Leere gehen (#3 und #4) oder sogar deutlich mehr schaden als nützen (#1 und #5). Den meines Erachtens hochgradig überzogenen Paternalismus der Tabakkontrollore in public health, die offenbar die Motivation von Rauchern noch immer nicht verstanden haben, möchte ich nicht weiter kommentieren. Derlei Auswüchse erleben wir ja in allen Bereichen unseres Lebens, siehe z.B. die kürzlich von der EU verordnete „Bräune“ von Toasts und Pommes.

Trotzdem sollten wir Dampfer uns zunächst mal uneingeschränkt über die Entwicklung in den USA freuen. Die Aussetzung der deeming regulations ist ein deutliches Signal in Richtung THR. Ob uns die Regulierung am Ende des Tages gefallen wird, wissen wir nicht. Aber schlimmer als bisher geplant kann es – und wird es – nicht kommen.

Quelle: https://www.facebook.com/1685822331699349/posts/1968385033443076

 

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